Cultural Heritage Studies
Kulturerbe sichern und erforschen
Unser Fokus liegt auf der umfassenden Erschließung und dauerhaften Sicherung von text- und objektbasierten Artefakten und Sammlungen. Mit unserer jahrelangen und auf internationalen Standards aufbauenden Expertise in der Erfassung und Aufbereitung von kulturellen Gütern legen wir das Fundament für deren nachhaltige Sicherung, Dokumentation und Erforschung. Dabei zeigen die Forschungsprojekte die Breite der digitalen Geisteswissenschaften, die wir kooperativ mit den Kolleg:innen unterschiedlicher Disziplinen, etwa aus der Medien- und Geschichtswissenschaft durchgeführt haben.
In den Kooperationsprojekten Medienhistorische, methodische und medientechnische Grundlagen der Digitalisierung von Werken der historischen Projektionskunst sowie Performative Konfigurationen der Projektionskunst in der populären Wissensvermittlung legen wir essentielle Grundlagen für die Erschließung multimedialer Bildobjekte und unterstützen unsere medienwissenschaftliche Kollegen und Kolleginnen bei der wissenschaftlichen Erforschung einer massenmedialen Kunstform des 19. Jahrhunderts, die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist, nämlich der Projektionskunst (auch „Laterna magica“ genannt). Die systematische Erschließung und Präsentation in einem Online-Portal von größtenteils in Privatsammlungen befindlichen Glasbilder in ihrer gesamten Materialität sowie deren Abstimmung auf Musik, Text und Gesang vereint erstmals diese unterschiedlichen Medialiäten und erlaubt einen umfassenden Einblick in eine Kulturtechnik, die als Vorläufer des modernen Kinos gilt.
Das Caspar-Olevian-Portal ist anlässlich des Reformationsjahr 2017 entstanden und stellt den gebürtigen Trierer Reformator Olevian (1536-1587) in den Fokus. In Kooperation mit der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, der Universität Trier, der Wissenschaftsallianz Trier e.V., der Caspar-Olevian-Gesellschaft sowie dem Evangelischem Kirchenkreis Trier wurde eine Ausstellung konzipiert, die von 7. April bis 4. Juli 2017 im Foyer der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier zu sehen war. Parallel zu dieser Ausstellung entstand unter Federführung des Trier Center for Digital Humanities (TCDH) in Zusammenarbeit mit Studierenden des Master-of-Science-Studiengangs Digital Humanities an der Universität Trier das Caspar Olevian-Portal, das Wissenswertes um den Trierer Reformator zur Verfügung stellt. Das interdisziplinäre Projektteam hat die Person Olevians und sein Wirken aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet. Das Portal entstand unter Nutzung der Möglichkeiten einer modernen Website und wurde somit auch zu einem ästhetischen Erlebnis wie auch zu einem Ort der Wissensvermittlung.
Im Zentrum des Portals steht die virtuelle Ausstellung mit Objekten, Schriften und Dokumenten, die Zeugnis ablegen von Olevians Leben und Wirken. Dieses Panoptikum vereint die Funktionen des Ausstellens, Sammelns und Informierens, ist also gleichermaßen Museum und Archiv. Hier können sich die Besucher:innen dem Reformator über eine Bildergalerie annähern oder sich durch eine durch die Einbindung des Bildbetrachters OpenSeadragon mögliche stufenlose Zoomfunktion in die detaillierte Betrachtung einzelner Objekte versenken. Sie können den Katalog zur virtuellen Ausstellung durchforsten und Vertiefendes zu den ausgestellten Exponaten nachlesen oder in die Lektüre vollständig digitalisierter Quellenwerke eintauchen sowie etwa in einer umfassenden Forschungsbibliographie recherchieren.
Das vom TCDH zusammen mit der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, der Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums Trier in Verbindung mit der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier sowie dem Fachteil Ältere Deutsche Philologie der Universität Trier sowie Prof. Dr. Wolfgang Schmid (Fach Geschichte, Universität Trier) durchgeführte Vorhaben „Digitale Edition und Erschließung der Medulla Gestorum Treverensium des Johann Enen (1514)“ ist einer Schrift gewidmet, die im Nachgang der zwei Jahre zuvor erstmals durchgeführten Heilig-Rock-Wallfahrt in den Trierer Dom sowie des Reichstags, der 1512 einmalig in Trier abgehalten worden war, entstanden ist. Sie enthält nicht nur eine Auflistung der wichtigsten Kirchen, Klöster und Reliquien in Trier, vielmehr nahm der Verfasser auch die Gründungssage der Moselstadt und die Chronik des Erzbistums Trier mit auf. Die 134 Seiten umfassende „Medulla“ zählt damit zu den ersten im Druck erschienenen Stadtgeschichten Triers und ist eine herausragende Quelle für die historische Landes-, Bistums-, und Frömmigkeitsforschung. Im Rahmen des Vorhabens wurde neben der „Medulla“ auch die Schrift „Ein warhaftiger tractat, wie man das hochwirdig heiligthum verkündt und geweist in der hl. stadt Trier im thum [...]“ aus dem Jahr 1513 ediert. Durch die gemeinsame Erschließung beider Drucke sollen die Möglichkeiten zur semantischen Vernetzung erprobt werden. Das Vorhaben ist als erstes Modul eines digitalen Portals der rheinischen Heiltumsdrucke geplant, das diese besondere Textgattung und mit ihr perspektivisch die rheinische Wallfahrtslandschaft des Spätmittelalters insgesamt in den Fokus einer interdisziplinären Erschließung rücken soll.