#DHd2022 „Kulturen des digitalen Gedächtnisses“ startet
TCDH-Teams von Computational Literary Studies bis zur Digitalen Sammlungsforschung vertreten
24.02.2022 | Allgemein, Projektnews, Wissenschaftlicher Austausch
Die DHd2022, die unter dem Motto „Kulturen des digitalen Gedächtnisses“ auf dem Campus Kiepenheuerallee (Fachhochschule Potsdam) und dem Campus Griebnitzsee (Universität Potsdam) stattfinden sollte, wird pandemiebedingt vollständig virtuell stattfinden. Als Kulturpartner konnte das renommierte Potsdamer Museum Barberini gewonnen werden, das bei einer Online Live Tour am 9. März im virtuellen 360° Rundgang durch die Sammlung erlebbar gemacht wird.
Kulturen beruhen auf Erinnerungen
„Kulturen beruhen auf Erinnerung, auf Praktiken der Speicherung und der Überlieferung. Die Digitalisierung hat kaum absehbare Folgen für diese grundlegenden Kulturtechniken. Den Potenzialen digitaler Gedächtniskulturen wie auch deren Kehrseite, etwa dem digitalen Vergessen, wollen wir auf der DHd2022 nachgehen“, sagt Prof. Dr. Peer Trilcke, Sprecher des „Netzwerks für Digitale Geisteswissenschaften“ der Universität Potsdam und Leiter des dortigen Theodor-Fontane-Archivs. „Gedächtniseinrichtungen wie Bibliotheken, Archive oder Museen befinden sich derzeit in einem umfassenden Wandlungsprozess, der ganz neue Forschungs- und Nutzungsszenarien ermöglicht, aber auch besondere Herausforderungen birgt“, erläutert Prof. Dr. Heike Neuroth, Professorin für Bibliothekswissenschaft an der Fachhochschule Potsdam, die gemeinsam mit Peer Trilcke dem Potsdamer Organisationskomitee der DHd 2022 vorsitzt.
Vielfältig und interdisziplinär von Computational Literary Studies bis zur Digitalen Sammlungsforschung
Wie DH-Projekte in der heutigen Zeit erfolgreich funktionieren können, welche neuen Projektansätze umgesetzt werden oder welche Entwicklungen sich in den jeweiligen Teilbereichen der digitalen Geisteswissenschaften im vergangenen Jahr ergeben haben, wird auf der DHd2022 gezeigt werden.
Das Trier Center for Digital Humanities (TCDH) wird mit mehreren Beiträgen aus den verschiedenen Forschungsbereichen vertreten sein. In ihrem Vortrag „Literaturgeschichtsschreibung datenbasiert und wikifiziert?“ werden die Referent:innen Julia Röttgermann, Anne Klee, Maria Hinzmann, und Christof Schöch den Fokus auf die Frage lenken, ob sich Literaturgeschichtsschreibung in Form von Daten-Tripeln formalisieren lässt. Im Rahmen des Projekts „Mining and Modeling Text“ (MiMoText) wurden aus 92 französischen Primärtexten der Zeit von 1750 – 1800 mithilfe des Topic Modeling 30 Topics extrahiert und auf multilinguale, thematische Konzepte eines kontrollierten Vokabulars abgebildet. Das Team wird von den Workflows berichten: der Informations-extraktion, der Modellierung in RDF und dem Endergebnis mit beispielhaften SPARQL-Abfragen.
In der Session „Maschinelles Lernen in der Literaturwissenschaft“ (moderiert von Christof Schöch) wird Keli Du im Vortrag „Evaluating Hyperparameter Alpha of LDA Topic Modeling“ seine Erfahrungen aus dem Projekt „Zeta und Konsorten“ schildern und tiefgründig in die quantitativen Textanalysemethoden eintauchen. Topic Modeling mittels Latent Dirichlet Allocation (LDA) – einem generativen Wahrscheinlichkeitsmodell für „Dokumente“ - ist in den letzten Jahren in den Digital Humanities weit verbreitet, um zahlreiche unstrukturierte Textdaten zu untersuchen. Beim Topic Modeling muss man sich mit vielen Parametern auseinandersetzen, die das Ergebnis der Modellierung beeinflussen können. Welche Gefahren und Möglichkeiten dabei entstehen, wird Keli Du im Vortrag aufdecken.
Joëlle Weis bestreitet mit Kolleg:innen das Panel „Erinnern durch Vernetzen: Digitale Sammlungsforschung.“ Die Vernetzung von Daten ist immer auch eine Vernetzung von Wissensbeständen. In der digitalen Sammlungsforschung eröffnen sich mit verschiedenen Technologien der Referenzierung und Relationierung Möglichkeiten, ein Wissensnetzwerk aufzubauen, das je nach Bedarf durchsuchbar, in seiner Gesamtheit erschließbar und so offen gestaltet ist, dass es in ein globales Netz des Wissens integriert werden kann. Kulturelles Erbe und damit Erinnerungskultur können somit – zumindest in quantitativer Hinsicht – auf ein bislang ungesehenes Niveau gehoben werden. Dass mit der großen Menge an Erinnerungsdaten auch eine verlässliche und einheitlich hohe Qualität einhergeht, bleibt eine Herausforderung. In der zweistündigen Paneldiskussion werden die Referent:innen mit den diversen Perspektiven auf Vernetzung mit verschiedenen Projekt- und Methodenhintergründen in einen Dialog treten.
Wissenschaft grafisch auf dem Punkt
Im Rahmen der Postersession der DHd2022 erhält das breite Publikum schnell und grafisch aufbereitet Einblick in die wissenschaftlichen Projekte der Teilnehmenden. Die Teams des TCDH aus „Zeta und Konsorten“ sowie „Mining and Modeling Text“ (MiMoText) zeigen mit ihren Posterbeiträgen welche Chancen sich für den Bereich der Literaturgeschichtsschreibung mit neuen Technologien ableiten lassen und wie sie von Teams erfolgreich eingesetzt werden können:
- „Kontrastive Textanalyse mit pydistinto - ein Python-Paket zur Nutzung unterschiedlicher Distinktivitätsmaße“ | Keli Du, Julia Dudar, Cora Rok, Christof Schöch sowie
- „Linked Open Data für die Literaturgeschichtsschreibung: das Projekt Mining and Modeling Text“ | Maria Hinzmann, Christof Schöch, Katharina Dietz, Anne Klee, Katharina Erler-Fridgen, Julia Röttgermann, Moritz Steffes.
Interessiert? Auch eine selektive Teilnahme ist nach der Anmeldung jederzeit möglich, die virtuelle Teilnahme per Zoom ist kostenlos. Hier geht's zum Veranstaltungsprogramm und allen weiteren Informationen!
Ansprechpartner:innen TCDH:
Prof. Dr. Christof Schöch / Prof. Dr. Claudine Moulin
Link: Programm der DHd2022