Stefan Heym: „Ahasver“
Pilotprojekt zu einer digitalen historisch-kritischen Edition
Projektleitung: Prof. Dr. Bernadette Malinowski (Technische Universität Chemnitz) · Technische Universität Chemnitz · Dr. Thomas Burch (Universität Trier - Trier Center for Digital Humanities (TCDH)) · Universität Trier - Trier Center for Digital Humanities (TCDH)
Projektbeteiligte: Cambridge University Library · Penguin Random House (Bertelsmann Verlag)
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: -
Ansprechpartner (TCDH): Dr. Thomas Burch; Dr. Claudia Bamberg
Forschungsbereich(e): Softwaresysteme und Forschungsinfrastrukturen, Digitale Edition und Lexikographie
Schlagworte: Born Digital, Handschriften, Typoskripte, Textentwicklung, 20th century
Das Projekt besteht in einer digitalen kommentierten historisch-kritischen Ausgabe des Romans „Ahasver“ von Stefan Heym. Es versteht sich als Pilotprojekt zu einer digitalen historisch-kritischen Gesamtausgabe des Werks. Dank der einmaligen Rechtelage und der damit verbundenen Möglichkeit der vollumfänglichen Nutzung des Nachlassmaterials wie auch der erstmals zugänglichen Arbeitsbibliothek bietet es die Chance, einen zeitgenössischen Autor eines solchen Ranges, dessen kultur- wie gesellschaftspolitische Bedeutung außer Frage steht, erstmals in dieser Weise zu präsentieren.
In Chemnitz als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren, begann Stefan Heym früh mit der journalistischen Arbeit, floh aufgrund der politischen Ereignisse 1933 über Prag in die USA. Für die US-Streitkräfte kämpfte als Sergeant in der alliierten Invasion in der Normandie, verließ allerdings aus Protest gegen den Koreakrieg 1951 die Vereinigten Staaten und ließ sich 1952 in Ost-Berlin nieder. Hier anfangs als Publizist gefeiert, wurde er 1979 aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen und lebte fortan in ständiger Konfrontation mit dem Machtapparat.
Der Roman „Ahasver“
Heym erzählt in „Ashaver“ den Mythos der Legende des „ewigen Juden“ neu: Weil er Jesus auf dem Weg zur Kreuzigungsstätte nicht vor seiner Haustür ruhen lässt, wird Ahasver, der Schuster von Jerusalem, verflucht, bis zu Jesus' Wiederkunft rastlos auf Erden zu wandern. Der Roman „Ahasver“ erschien (pünktlich zum Lutherjahr) erstmals 1981 im Bertelsmann Verlag. Eine von Heym selbst vorgenommene Übersetzung folgte 1983 bei Holt in New York. Aufgrund eines Publikationsverbots wurde der Text in der DDR erst ein Jahr vor der Wende beim Verlag Der Morgen und ein Jahr nach der Wende als Lizenzausgabe im Verlag Volk und Welt gedruckt. Wie die meisten anderen Werke Heyms wurde auch „Ahasver“ (mit Ausnahme der DDR-Publikationen) in allen Neu-, Werk-und Taschenbuchauflagen lediglich satzidentisch mit der Erstausgabe gedruckt und enthielt keinerlei Änderungen. Überdies wurde der Text bislang in keiner Ausgabe mit paratextuellen Beigaben wie etwa einem Vorwort oder Nachwort oder einem kommentierenden Anmerkungsapparat versehen.
Der Nachlass Heyms
Rund 300 Archivboxen mit Manuskripten, Vorstudien zu literarischen Texten, Ton-und Videobändern, Rezensionen, Zeitungsausschnitten sowie Flugblättern und Briefen umfasst der ›Vorlass‹, den Stefan Heym 1992 der Cambridge University Library überließ. Die Überlegungen, sein Archiv dem Ausland zu vermachen, reichten bis in die 1980er zurück, als Heym im Falle seines Todes das Verschwinden seiner ›Papiere‹ durch das DDR-Regime befürchtete (vgl. Zehl-Romero 2003, 396). Betrachtet man die seit dem Zugang zum Archivmaterial, also seit Mitte der 1990er Jahre, erschienene Forschungsliteratur zu Heyms Werken, so fällt auf, dass das in Cambridge zur Verfügung stehende Material kaum Berücksichtigung fand. Sieht man sich konkret die Forschung zu Stefan Heyms Roman „Ahasver“ an, so lässt sich unschwer erkennen, dass einige Fragen bzw. Spekulationen beispielsweise in Bezug auf die von Heym für seinen Text verwendeten Quellen beantwortet werden können, suchte man nach den Antworten im Cambridger Archiv.
Weltweite Verfügbarkeit, Durchsuchbarkeit und Multiperspektivität für das Werk Heyms
Für die Heym-Edition von besonderem Interesse sind daher Systeme wie das vom TCDH gemeinsam mit dem Forschungszentrum Europa und dem Sonderforschungsbereich 600 entwickelte »Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem« (FuD) sowie das im Rahmen von „Arthur Schnitzler digital (ASd)“ entwickelte Werkzeug Transcribo zur interaktiven Transkription von Manuskripten und Typoskripten. Auch hinsichtlich der Online-Publikation der Ergebnisse können Module, wie sie für ASd entwickelt wurden, unmittelbar nachgenutzt werden, indem auf die gleiche Basistechnologie gesetzt wird.
Zugehörige Projekte: Die virtuelle Forschungsumgebung für die Geistes- und Sozialwissenschaften – FuD, Transcribo, Comparo
Team TCDH
Dr. Claudia Bamberg
E-Mail: bamberguni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3790
Dr. Matthias Bremm
E-Mail: bremmuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-2679
Dr. Thomas Burch
E-Mail: burchuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3364
Julia Fischer
E-Mail: hennemannjuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3849