Typographie
Forschungsergebnisse in Form bringen
Von Gutenberg bis heute
Typographie begleitet den Publikationsprozess seit der Erfindung des Buchdrucks mittels beweglicher Lettern durch Johannes Gutenberg. War der Begriff zunächst auf eben diesen Vorgang und diejenigen, die ihn durchführten (Buchdrucker), begrenzt, so steht Typographie heute allgemein für den medienunabhängigen Gestaltungsprozess mittels Schrift, aber auch Bildern, Linien und Leerräumen.
Damit ist sie seit langem schon ein wichtiges Element der Wissenschaft, um Forschungsergebnisse zu präsentieren und zu verbreiten. Auch in Zeiten des Internets – mit denen das traditionelle Seitenmodell wegfällt – hat sie keinesfalls an Bedeutung verloren. Gleichwohl führt sie häufig ein Schattendasein. Dies liegt auch daran, dass Autor und Typograph über Jahrhunderte hinweg wie selbstverständlich zwei unterschiedliche Personen waren. Durch die Umstellung auf computergestützte Publikationsprozesse und die massenhafte Verbreitung von „Textverarbeitungsprogrammen“ wurde diese Linie scheinbar durchbrochen. Verlage verlassen sich zunehmend darauf, dass Autoren ihre Texte selbständig in Form bringen oder „überzeugen“ sie durch entsprechende Extrakosten für satztechnische Dienstleistungen. Man muss jedoch feststellen, dass Autoren häufig nicht wissen, wie sie die neu gewonnen Freiheiten sinnvoll einsetzen sollen. Ergebnis sind dann nicht selten Publikationen, die zwar inhaltlich überzeugen, aber unter typographischen Gesichtspunkten nicht schön sind.
Digitales Publizieren integriert in das Forschungsdatenmanagement
Das TCDH hat durch die Realisierung zahlreicher traditioneller Buchpublikationen, aber auch durch die zunehmende Zahl von Online-Präsentationen große Expertise im Bereich der Typographie aufgebaut. Dazu gehört zunächst die Trennung von Daten und Strukturen auf der einen und von Daten und Layoutanweisungen auf der anderen Seite. Durch den Einsatz virtueller Forschungsumgebungen wie „FuD“ können dabei auch verschiedenartige Daten in ein gemeinsames Quellformat gebracht werden. Durch geeignete Datenmodellierung und die Nutzung von XML-Standards erhält man strukturierte Daten, für deren Ausgabe auf hochwertige Textsatzprogramme wie TUSTEP und TeX oder auch moderne Cascading Style Sheets (CSS) zurückgegriffen wird. Somit wird der früher wegen des hohen Aufwands einmalige Vorgang der Publikation am Ende einer Forschungsphase in einen fortlaufenden Prozess umgewandelt, bei dem auf Knopfdruck Daten in die gewünschte Form, z.B. eine PDF- oder HTML-Datei, gebracht werden können. Durch diese Art der Vorschau wird die „Blackbox“ des Textsatzprozesses durchschaubar und zugänglich für Änderungen. Mehr noch: Durch die Nutzung des Single Source Publishing-Prinzips können ein und dieselben Daten in gänzlich unterschiedliche Ausgabeformate überführt werden, ohne die jeweiligen Daten anpassen zu müssen.
Einen Font für unser Wörterbuchnetz
Neben der Frage der technischen Umsetzung typographischer Regeln müssen auch aktuelle Entwicklungen Beachtung finden. So integriert das TCDH den Unicode-Standard und nutzt selbstverständlich moderne OpenType-Schriftarten. Mit dem Font „KompLett“ gibt es zudem eine eigene Schrift auf Basis der Linux Libertine, die insbesondere für Wörterbücher Anwendung findet. Durch diese Verbindung aus Tradition und Moderne ist in einem sprachlich so heterogenen Forschungsbereich wie den Digital Humanities maximale Flexibilität möglich, ohne Abstriche bei der Qualität der Ausgabe machen zu müssen.