Paul Fleming
Gesamtedition der lateinischen und deutschen Werke Paul Flemings mit Übersetzung der lateinischen Werke sowie Kommentar und Indizes zum Gesamtwerk
Projektleitung: PD Dr. Beate Hintzen (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) · Prof. Dr. Gernot Michael Müller (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) · Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn · Prof. Dr. Dirk Werle (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) · Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg · Dr. Thomas Burch (Universität Trier - Trier Center for Digital Humanities (TCDH)) · Universität Trier - Trier Center for Digital Humanities (TCDH)
Projektbeteiligte: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB)
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: -
Ansprechpartner (TCDH): Dr. Thomas Burch; Dr. Claudia Bamberg
Referenzpublikation:
Beate Hintzen: Paul Fleming, in: St. Arend u.a. (Hgg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon, Bd. 3, Sp. 44-66., Berlin und Boston, 2021.
Gernot Michael Müller: Die „Germania generalis“ des Conrad Celtis. Studien mit Edition, Übersetzung und Kommentar, Tübingen 2001 (Frühe Neuzeit 67).
Dirk Werle: „Barocke“ Lyrik lesen, Frankfurt a.M. 2019.
Burch, Thomas (zus. mit Claudia Bamberg): Inventarisieren, Analysieren und Archivieren vernetzt. Digitalisierung und Edition größerer Briefkorpora mit der virtuellen Editionsplattform »Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD)«. In: Hanna Delf von Wolzogen, Rainer Falk (Hgg.): Fontanes Briefe ediert. Würzburg: Königshausen & Neumann 2014, S. 265–282.
Forschungsbereich(e): Softwaresysteme und Forschungsinfrastrukturen, Digitale Literatur- und Kulturwissenschaften, Digitale Edition und Lexikographie
Schlagworte: 17th century, Hybridedition
Bedeutender Vertreter der frühbarocken Lyrik erhält eine digitale Werksedition
Geplant ist ein nach dem Single-Source-Publishing-Prinzip erstellter Hybrid aus buchförmiger und digitaler Edition, das dem Charakter von Paul Flemings Œuvre optimal entspricht. Fleming ist ein für die europäische Literatur-, Geistes- und Kulturgeschichte zentraler Autor. Seine Texte reflektieren in exemplarischer und in seinem Umfeld sonst kaum anzutreffender Breite die für das 17. Jahrhundert typischen literarischen, künstlerischen, wissenschaftlichen und konfessionellen Diskurse und Lebensbereiche: Der studierte Mediziner gilt als bedeutendster Vertreter der frühbarocken Lyrik und des literarischen Neostoizismus. Er nahm nicht nur verschiedene antike Traditionen, sondern auch zeitgenössische poetische Strömungen auf und führte sie fort, was ihn zur zentralen Figur des mitteldeutschen Poetennetzwerks und zum wichtigsten Protagonisten des deutschen Petrarkismus macht.
Als Sohn eines protestantischen Pfarrers integrierte Fleming in seine Dichtung zentrale Aspekte des Luthertums, orientierte sich aber ebenso an jesuitischer Andachtsfrömmigkeit. Damit führte er die Pluralität lateinischer Dichtungstraditionen fort, setzte aber gleichzeitig die Opitz’sche Reform der deutschen Dichtung konsequent um. Zudem entwickelte Fleming die deutsche Ode entscheidend weiter und brachte mit seinen deutschsprachigen Dichtungen z.T. intermediale, musikoliterarische Gebilde hervor. Fleming war zudem Teilnehmer einer mehrjährigen Handelsexpedition nach Russland und Persien und hielt seine außergewöhnlichen Erfahrungen des Fremden poetisch fest.
Wichtige Impulse für die Kultur-, Medizin- und Geographiegeschichte der Frühen Neuzeit erwartet
Die geplante Edition gilt als eines der dringlichsten Desiderate der germanistischen und latinistischen Frühneuzeitforschung, da Flemings Werk bisher nur in einer stark revisionsbedürftigen Edition aus dem 19. Jahrhundert zugänglich ist. Auf Grund der Vielgestaltigkeit und kulturellen Relevanz von Flemings Dichtung wird die Edition darüber hinaus auch der Kultur-, Medizin- und Geographiegeschichte der Frühen Neuzeit wichtige Impulse verleihen.
Wenngleich die Digitalisierung des Gesamtwerks Flemings bereits einen wichtigen ersten Schritt darstellt, kann nur eine kritische Edition die notwendige Vermittlungsleistung erbringen, die der Komplexität der historisch bedeutenden Texte gerecht wird. Das Ziel ist die übersichtliche Zusammenführung des Gesamtwerks und die Kontextualisierung von dessen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte. Darüber hinaus soll eine Übersetzung der lateinischen Lyrik den Zugang zum Werk erheblich erleichtern, zumal Flemings Sprache durch eine Abkehr von klassizistischen Idealen und mehrdeutige Lesarten gekennzeichnet ist.
Detailliertes und strukturiertes Arbeitsprogramm
Die Edition, Übersetzung und Kommentierung frühneuzeitlicher Texte ist ein ausgesprochen zeitintensives Unterfangen. Der für das beantragte Projekt vorgesehene Zeitumfang von acht Jahren wird durch ein professionelles Projektmanagement, durch ineinandergreifende Prozesse realisiert und nach dieser Spezifizierung durchgeführt:
- Edition
- Übersetzung
- Kommentar
- Gesamtstruktur
- Nutzung der virtuellen Forschungsumgebung „FuD“ zur Erfassung der Daten von Projektbeginn an
Datenmodell und Usability-Konzept für die Online-Edition werden am TCDH entwickelt
Im Zuge der interdisziplinären Arbeit aller Beteiligten (Editionswissenschaftler:innen, Informatiker:innen sowie Webdesigner:innen) wird die virtuelle Forschungsumgebung „Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem“ FuD an die projektspezifischen Anforderungen angepasst sowie das Design- und Usabilitykonzept entwickelt. Das FuD-Datenmodell zur Erfassung der Beziehungen zwischen deutschen und lateinischen Texten wird vom TCDH konfiguriert, auch werden hier die Erfassung der Kommentare vorbereitet sowie Schnittstellen für den Export der Daten (JSON und TEI/XML) eingerichtet. Sämtliche in FuD erfassten Daten können somit als TEI-konforme XML-Daten exportiert werden. Ziel ist es, nach 36 Monaten Projektlaufzeit eine erste Beta-Version freizuschalten.
Zur langfristigen Speicherung der Daten nach Abschluss des Projekts stellt das TCDH einen Export sämtlicher Datenbankinhalte in Form von TEI-konformen XML-Daten zusammen mit METS/MODS-basierten Codierungen der Metadaten bereit. Diese Daten werden von der ULB Bonn über das in einem DFG-Projekt entwickelte Forschungsdatenrepositorium RADAR für mindestens 15 Jahre langfristig archiviert.
Bildnachweis: Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben; Farbglasfenster mit Bildnis des Kirchenlieddichters Paul Fleming (1609–1640) sowie CAMENA. Lateinische Texte der Frühen Neuzeit der Universität Mannheim, im XML-Format verfügbar (https://www2.uni-mannheim.de/mateo/camena/AUTBIO/fleming.html)
Zugehörige Projekte: Die virtuelle Forschungsumgebung für die Geistes- und Sozialwissenschaften – FuD
Team TCDH
Dr. Claudia Bamberg
E-Mail: bamberguni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3790
Dr. Matthias Bremm
E-Mail: bremmuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-2679
Dr. Thomas Burch
E-Mail: burchuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3364
Michael Lambertz
E-Mail: lambertzuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3226
Sandra Weyand
E-Mail: weyandsuni-trier [dot] de
Tel: +49 651 201-3161