Computergestützte Methoden zum Entschlüsseln literarischer Geheimnisse

Europäische Forschungsinfrastrukturen in den Literaturwissenschaften aufbauen

16.04.2021 | Pressemitteilungen, Projektnews

Trier Center for Digital Humanities kooperiert mit 12 europäischen Institutionen, um neue Ressourcen für die digitale Entschlüsselung von Literatur zu entwickeln
Computational Literary Studies Infrastructure

Das Trier Center for Digital Humanities (TCDH) an der Universität Trier hat sich mit 12 anderen Institutionen aus ganz Europa für ein Forschungsprojekt zusammengeschlossen, das neue Ansätze für das Studium der Literatur im digitalen Zeitalter unterstützen soll.

Computational Literary Studies Infrastructure (CLS INFRA) ist eine auf vier Jahre angelegte Partnerschaft zum Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur von qualitativ hochwertigen Daten, Werkzeugen und Wissen, die für Literaturstudien unter Verwendung von künstlicher Intelligenz und anderen computergestützten Methoden benötigt werden. Das Projekt wird mit 5 Millionen Euro von der Europäischen Kommission gefördert.

Zum Team um Prof. Christof Schöch am TCDH gehören Julia Dudar und Evgenia Fileva. Sie leiten die Arbeit mit dem Ziel, aktuelle Methoden und Erfahrungen von digital arbeitenden Literaturwissenschaftler:innen zu dokumentieren und zu verbreiten sowie innovative Methoden am Rande der aktuellen Praxis zu erproben. Auf diese Weise werden sie die Entwicklung der Computational Literary Studies Community hin zu einer gemeinsamen, offenen und dauerhaften Infrastruktur vorantreiben, die innovative Forschung fördert und verbreitet. Christof Schöch stellt fest: „Der Einsatz digitaler Korpora und computergestützter Methoden bietet uns eine noch nie dagewesene Möglichkeit, die europäische literarische Tradition über nationale und sprachliche Grenzen hinweg zu teilen, zu vergleichen und zu verstehen. Wir sind begeistert, Teil dieses Vorhabens zu sein!“ Das übergeordnete Ziel von CLS INFRA ist es, die besten Data-Mining-Ressourcen, die Europa zu bieten hat, für das wachsende Forschungsfeld zu erschließen, um somit einen Big-Data-Ansatz für das Studium der Kultur zu ermöglichen. Es kann Wissenschaftlern zum Beispiel helfen, Muster zu erkennen, die zeigen, welche literarischen Gattungen zu bestimmten Zeiten vorherrschend waren; ob und wie sich das Geschlecht in der Sprache von Schriftstellern manifestiert; ob die Bewegung des literarischen Stils über Zeit und Raum hinweg abgebildet werden kann.

Das CLS-INFRA-Projekt wird die spezifischen Anforderungen von Forschenden, die Literatur mithilfe von Technologie und KI untersuchen wollen, identifizieren und kartieren. Die Partner:innen in den 13 Institutionen werden sowohl bestehende Ressourcen zusammenführen als auch neue Tools, Dienste und Literatursammlungen entwickeln. Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, die Computational Literary Studies für mehr Forschende zu öffnen und die Erforschung des mehrsprachigen und vernetzten literarischen Erbes und der kulturellen Vielfalt in Europa zu ermöglichen. Für Forschende, für die der Einsatz von Computern und KI in der Literaturwissenschaft neu ist, werden Unterstützungsleistungen und Schulungen angeboten. Wissenschaftler:innen aus unterrepräsentierten Regionen und Sprachen sowie unabhängige Forschende und Wissenschaftler:innen aus dem Bereich „Citizen Science“ werden ebenfalls unterstützt.

Dr. Maciej Eder, Direktor des Instituts für Polnische Sprache an der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Principal Investigator von CLS INFRA, sagte: „Dies ist ein sehr spannendes Projekt, das große Fortschritte bei der Nutzung von Computern zum Studium von Literatur verspricht. Eine der großen Herausforderungen ist es, dass die Landschaft der digitalen literarischen Quellen sehr fragmentiert ist, da Wissenschaftler:innen und Leser:innen Schwierigkeiten haben, Texte zu finden, die auf standardisierte Weise zugänglich und wiederverwendbar sind. CLS INFRA wird dieses Defizit auf eine Art und Weise angehen, die es dem Feld ermöglicht, zu florieren.“

Medienanfragen richten Sie bitte an Henrike Sievers im TCDH.

Full list of institutions taking part in the CLS INFRA project: Institute of Polish Language at the Polish Academy of Sciences, Poland; University of Potsdam, Germany; Austrian Academy of Sciences, Austria; National University of Distance Education, Spain; École Normale Supérieure de Lyon, France; Humboldt University of Berlin, Germany; Charles University, Czech Republic; Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities, France; Ghent Centre for Digital Humanities, Ghent University, Belgium; Belgrade Centre for Digital Humanities, Serbia; Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences, Netherlands; Trier Center for Digital Humanities, Trier University, Germany; Moore Institute, National University of Ireland Galway, Ireland


Tags: Dissemination und Community Building in den DH / Wissensaustausch