Historical Manuscript and Book Studies

Bibliotheken rekonstruieren – Handschriften erforschen

Handschriften und historische Kulturschätze erforschen

Die Trierer Benediktinerabtei St. Matthias war im Mittelalter eine der bedeutendsten Bildungs- und Kultureinrichtungen im Herzen Europas. Kostbare Handschriften aus acht Jahrhunderten legen dafür bis heute ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Die virtuelle Rekonstruktion der Bibliothek macht die mittelalterlichen Handschriften für die Forschung und eine breite Öffentlichkeit zugänglich.

Im „Virtuellen Skriptorium St. Matthias“ haben wir im Rahmen eines DFG-geförderten Vorhabens gemeinsam mit der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, dem Bischöflichen Priesterseminar Trier und der TU Darmstadt die heute weltweit auf 25 Standorte verteilten Bestände der Klosterbibliothek St. Matthias wieder zusammengeführt. Die nach internationalen Standards digitalisierten und erschlossenen Handschriften erlauben einen gesamtheitlichen Zugriff auf den rekonstruierten Gesamtbestand dieser bedeutenden mittelalterlichen Bibliothek sowie deren geistigem Profil als wichtiges Bildungszentrum. Zugleich ermöglichen Verknüpfungen mit umfangreichen Zusatzinformationen den differenzierten Zugang zum erschlossenen Material und bilden damit die Basis für eingehende Forschungsvorhaben etwa aus dem Bereich der Philologie, Handschriftengeschichte, Paläographie, Kunstgeschichte, Theologie oder Rechtsgeschichte.

Das BMBF-geförderte Vorhaben „eCodicology“ baute auf diesem digitalisierten Material auf und fokussierte insbesondere auf den formalen sowie layouttechnischen Aufbau der mittelalterlichen Handschriften. Mithilfe automatisierter Verfahren wurden etwa einzelne formatgebundene Elemente von Manuskriptseiten maschinell erkannt und entsprechend algorithmisch verarbeitet. Durch quantitative Auswertungen konnten so Fragen bezüglich Schreiberzuweisungen, Schreibschulen, Handschriftenbezügen, Provenienzen u.a. beantwortet und so etwa auch die Zuordnung von Fragmenten erleichtert werden. Das Vorhaben wurde 2015 in einer Ausstellung in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier vorgestellt. Am Projekt beteiligt waren die TU Darmstadt (Federführung), das TCDH, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier.