Forschungsverbünde an der Universität Trier erhalten über 8 Millionen Euro in 3,5 Jahren

Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften wird gefördert

14.01.2009 | Allgemein

Sechs Forschungsverbünde markieren künftig das Profil der Uni Trier. Diese werden jährlich mit 2,4 Millionen Euro für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren im Rahmen der landesweiten Forschungsinitiative 2008-2011 „Forschung schafft Wissen - Wissen schafft Zukunft“ gefördert.
Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, Ministerin Doris Ahnen und Prof. Dr. Axel G. Schmidt im Gespräch während der Talkrunde.

„Forschung schafft Wissen - Wissen schafft Zukunft“
Präsentation: Profilbildende Forschungsschwerpunkte der Universität Trier und Forschungsinitiative 2008-2011 des Landes Rheinland Pfalz

Sechs Forschungsverbünde markieren künftig das Profil der Uni Trier. Diese werden jährlich mit 2,4 Millionen Euro für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren im Rahmen der landesweiten Forschungsinitiative 2008-2011 „Forschung schafft Wissen - Wissen schafft Zukunft“ gefördert. Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Doris Ahnen, und der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, stellten die Forschungsinitiative des Landes und die Forschungsverbünde der Universität am 12. Januar 2009 auf Campus II vor.

In einer Gesprächsrunde erläuterte die Ministerin Konzept und Ziele der Forschungsinitiative 2008-2011. Ausgangsbasis für diese breit angelegte Initiative sei die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gewesen, die für Rheinland-Pfalz „nicht so gut gelaufen war“. Daher sollen die vier rheinland-pfälzischen Universitäten unterstützt werden, damit sie ihre Stärken zur Geltung bringen und ihr Profil schärfen. Der Universitätspräsident umriss die Bedeutung der Forschungsinitiative für die Universität Trier und deren Profilbildung. Sodann präsentierten die Koordinatoren ihren jeweiligen Forschungsverbund und die dazugehörigen Projekte.

Zur Forschungsinitiative des Landes

Ministerin Doris Ahnen erläuterte die Intention mit dem Programm „Forschung schafft Wissen - Wissen Zukunft“: In enger Zusammenarbeit mit den Universitäten geht es darum, die Rahmenbedingungen für exzellente Spitzenforschung und Nachwuchsförderung nachhaltig zu fördern und gleichzeitig die Position des Hochschul- und Forschungsstandorts Rheinland-Pfalz national wie international zu stärken. „Wir müssen in bestimmtem Bereichen exzellent sein“, so die Ministerin. Daher erhalten die vier Unis zusätzlich zur Grundfinanzierung Landesmittel zur Forschungsförderung in Höhe von insgesamt 64 Millionen Euro für den gesamten Förderzeitraum.
Ausgangslage für die Forschungsinitiative sei der Strukturwandel des deutschen Hochschulsystems, der größere Wettbewerb zwischen den Universitäten um Drittmittel, Spitzenpersonal und wissenschaftlichen Nachwuchs, sowie schließlich die wachsende Bedeutung eines klaren Forschungsprofils jeder Universität in Verbindung mit Unternehmenskooperationen und Drittmitteleinwerbung, betonte Ministerin Ahnen.
Dass genau das letzte - die Entwicklung eines eigenen Forschungsprofils - eng mit der Initiative verknüpft und gelungen ist, bestätigte Universitätspräsident Schwenkmezger: „Wir haben Gelegenheit gehabt, unsere Schwerpunkte selbst zu definieren“. So sei vergangenes Jahr die Entwicklungsperspektiven der Universität Trier bis zum Jahr 2020 verabschiedet worden, die ohne diese Initiative so nicht zustande gekommen wären. Er hob die „Selbstkontrolle“ innerhalb der Universität hervor: Man habe im Kollegenkreis in gemeinsamer Diskussion diejenigen Projekte ausgewählt, die man für gut befunden hatte.

Neuer Förderungsmodus

Neu an dieser Forschungsinitiative ist ein veränderter Förderungsmodus, den die Ministerin erläuterte: Die bisher antragsbezogene jährliche Förderung werde durch eine längerfristige Förderung auf der Basis von Zielvereinbarungen mit einer Laufzeit von zunächst dreieinhalb Jahren ersetzt. Das schaffe Planungssicherheit für die Universitäten und entlaste von aufwändigen Antragsverfahren, erklärte Ministerin. Neu sei auch der Prozess der Förderentscheidung des Landes. Nachdem das Konzept der Forschungsinitiative gemeinsam im Sommer des vergangenen Jahres erarbeitet worden sei, hätten die Universitäten in der zweiten Jahreshälfte 2007 ihr fachliches Profil identifiziert und ihre Profilbildungsstrategie entwickelt. Auf dieser Grundlage sei jeweils ein Gesamtantrag erstellt worden, der von einer externen Gutachtergruppe begutachtet worden sei. Deren Urteil war die Basis für die Förderentscheidungen des Landes.

Dreistufiges Konzept der Forschungsinitiative

Ministerin Ahnen erläutere erneut das Drei-Stufen-Modell. Stufe 1 beinhalte das universitätsinterne Fördersystem: Die jeweilige Universität setzt einen Teil ihrer Mittel dafür ein, die Grundfinanzierung von Drittmittelprojekten sicher zu stellen, eine Anschubfinanzierung neuer Forschungsprojekte zu ermöglichen und diejenigen Arbeitsgruppen zu fördern, deren Forschungsziel dem fachlichen Universitätsprofil besonders entsprechen. Auf der mittleren Stufe fördert das Ministerium gezielt Forschungsschwerpunkte, die ein besonderes Entwicklungspotenzial besitzen und über ein integriertes Forschungskonzept und Pläne zur koordinierten Einwerbung von Drittmitteln verfügen. In der dritten Stufe fördert das Land Forschungszentren, in denen sich exzellente, international sichtbare Arbeitsgruppen auf ein interdisziplinäres Forschungsziel konzentrieren. Diese Zentren seien zum Teil aus den Clustern und Graduiertenschulen hervorgegangen, die im rheinland-pfälzischen Wettbewerb des Programms „Wissen schafft Zukunft“ oder durch Teilnahme an der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder identifiziert worden seien, erläuterte Ministerin Ahnen.

Forschungsschwerpunkte der Universität Trier

Im Rahmen der Forschungsinitiative hat die Universität Trier ihre Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Europa (einschließlich der Beziehungen in einer globalisierten Welt), den Geisteswissenschaften von der Antike bis zur Gegenwart, der Umwelt, der Information und Kommunikation, sowie dem Thema Zusammenleben, Handeln und Lernen fokussiert. Universitätspräsident Prof. Dr. Peter Schwenkmezger erläuterte, dass die Universität Trier in sechs interdisziplinär ausgerichteten Forschungsverbünden ihre besonderen Stärken und Kompetenzen markiert. In den Forschungsverbünden forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf nationalem und internationalem Niveau. Die Universität Trier verfolgte mit der Forschungsinitiative eine erfolgreiche Beteiligung an der beabsichtigten Fortführung der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder; weitere Drittmitteleinwerbungen; eine Konzentration auf Bereiche, die national wie international Spitzenleistungen bereits heute sichtbar machen und künftig erwarten lassen und eine hervorragende Doktorandenförderung, verbunden mit einer Qualitätssteigerung sowie einer Verkürzung der Promotionszeiten.

Kurzbeschreibungen der Forschungsverbünde

Nach der Gesprächsrunde präsentierten die Koordinatoren ihren jeweiligen Forschungsverbund und die dazugehörigen Projekte unter der Moderation von Prof. Dr. Schmitt. Nachfolgend eine Kurzbeschreibung der sechs Forschungsverbünde.

Forschungszentrum Europa (FZE)
Prof. Dr. Lutz Raphael

Kurzbeschreibung FZE:

Vier Forschungsverbünde der Universität Trier (mit Teilbeteiligungen der Universität Mainz) formieren ein Forschungszentrum zum Thema des gesellschaftlichen Wandels in Europa. Das Leitthema des Forschungszentrums sind historische und kulturelle Prägungen, gegenwärtige Entwicklungstendenzen und Probleme Europas. Sein zentrales Ziel ist es, gegenwartsbezogene Forschungen mit kulturwissenschaftlich-historischen Studien zu den kulturellen, sozialen und politischen Grundlagen bzw. Spezifika des europäisch-mediterranen Kulturraums zusammenzuführen. Einer solchen Forschungsperspektive sind die in ihm zusammengeschlossenen Verbünde verpflichtet. Sowohl aktuelle politische Trends als auch neuere Erkenntnisse in den Gesellschafts- und Kulturwissenschaften machen die hohe Bedeutung von Strukturen und Prozessen langer Dauer in solchen größeren kulturräumlichen Zusammenhängen deutlich. Gerade im Zeitalter weltweiter Verflechtungen werden regionale Einheiten, die zwischen der nationalen und der globalen Ebene angesiedelt sind, zunehmend wichtig. Europa bietet ein exponiertes Untersuchungsfeld für die Analyse dieser weltweit zu beobachtenden Zusammenhänge.

Die Folgen des Global Change für Bioressourcen, Gesetzgebung und Standardsetzung
Prof. Dr. Reinhard Hendler, Prof. Dr. Michael Veith

Kurzbeschreibung (Langfassung siehe Anhang):

Der Forschungsverbund wird unter Berücksichtigung der allgemeinen wissenschaftlichen Diskussion untersuchen, welche Auswirkungen der erwartete Klimawandel auf die Zusammensetzung unserer natürlichen Lebensgemeinschaften auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene haben wird. Er wird insbesondere der Frage nachgehen, inwieweit ein alternatives Konzept flexibler (so genannter „weicher“) Schutzgebietsgrenzen nach europäischem und nationalem Recht eine zulässige Handlungsoption darstellt und welche Rechtsänderungen gegebenenfalls vorzunehmen wären. Der Forschungsverbund wird die rechtswissenschaftliche Frage klären, wie die Entwicklung sachgerecht gesteuert werden kann. Er wird rechtlich prüfen, welchen Beitrag die raumplanungsrechtlichen Instrumente (Landschaftsplanung, Regionalplanung, Bauleitplanung etc.) hierzu leisten können.

Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum an der Universität Trier (HKFZ)
Prof. Dr. Claudine Moulin

Kurzbeschreibung HKFZ

Das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum (HKFZ) Mainz-Trier ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der beiden rheinland-pfälzischen Universitäten Mainz und Trier. Das Zentrum bündelt Forschungsaktivitäten mit einer historischen Ausrichtung aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Das historische Forschungsinteresse geht von der Überlegung aus, dass Beiträge zum Verständnis und zur Gestaltung aktueller gesellschaftlicher Strukturen nur auf der Grundlage systematischer Untersuchungen ihrer historischen Wurzeln geleistet werden können. Das derzeitige Forschungsthema des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums lautet: Räume des Wissens.

Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften
Prof. Dr. Claudine Moulin

Kurzbeschreibung

Wie werden Goethe, Heine und Cusanus fit fürs digitale Zeitalter? Wie organisiert, publiziert und erschließt man Informationen im Internet? Welche Technologie kann Geisteswissenschaftler bei ihrer Arbeit unterstützen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier, das zu den IT-Pionieren der internationalen e-Humanities und der EDV-philologischen Forschung gehört. Das Kompetenzzentrum führt alle zur Erstellung einer EDV-basierten Publikation notwendigen Arbeitsschritte durch. Das Leistungsspektrum reicht von der Retrodigitalisierung älterer Werke samt professionellem Nachdruck bis zur Veröffentlichung neuer Grundlagenwerke einschließlich der gesamten EDV-Infrastruktur. Das Dienstleistungsangebot des Kompetenzzentrums umfasst die zuverlässige Datenerfassung, die Konvertierung bestehender Altdaten, die Dokumentanalyse, die SGML-konforme Auszeichnung, die Publikation auf CD-ROM, im Internet und im Buch (als Neu- oder Nachdruck), die Entwicklung graphischer Benutzerschnittstellen, die Ausarbeitung vernetzter Strukturen, die Unterstützung effizienter Suchstrategien sowie die Entwicklung geeigneter Arbeitsumgebungen, auch für räumlich verteilte Projekte mit mehreren Arbeitsstellen.

Forschungszentrum für Regional- und Umweltstatistik (FoRUmstat)
Prof. Dr. Ralf Münnich

Kurzbeschreibung FoRUMstat

Für die raumbezogene Forschung sind disaggregierte Datenbasen für die raumbezogene Forschung unverzichtbar. Gegenwärtig sind diese Daten aber kaum verfügbar. Im Forschungszentrum soll dieses Defizit abgeschwächt, wenn möglich sogar überwunden werden. Es werden statistische Methoden entwickelt, um vorhandene aggregierte Daten modellbasiert räumlich und sachlich zu untergliedern. Diese Modelle gehören zur Klasse der sogenannten Small Area Methoden, ein in Deutschland bisher noch nicht angewandter Methodenkomplex. Das ForumStat ist eine fachübergreifende Exzellenzgruppe mit dem Ziel, zentrale Forschungsfragen der Umwelt- und Regionalwissenschaft durch Anwendung eines angepassten und erweiterten statistischen Methodenspektrums zu unterstützen. Die hierzu erforderlichen Modelle stellen sehr spezifische Datenanforderungen an die Statistik. Im Forschungszentrum für Regional- und Umweltstatistik werden solche Datensätze für die unmittelbare Auswertung und als Input für Modellanalysen zusammengestellt und getestet. Untersucht und weiterentwickelt werden beispielsweise Modelle, welche die Folgen des Klimawandels auf Hochwasser und Waldbestände abbilden. Aber auch Fragen der regionalen Entwicklung von Arbeitsmärkten in einer globalisierten Wirtschaft werden im Zentrum untersucht. Die Verbindung von statistischer Kompetenz und angewandter Modellierung aus den Geo- und Wirtschaftswissenschaften verspricht Impulse für Forschung und Politikberatung.

The Design of Efficient Labour Market Institutions in Europe
Prof. Dr. Dieter Sadowski

Kurzbeschreibung des Graduiertenzentrums

Ziel des Graduiertenzentrums der Exzellenz „The Design of Efficient Labour Market Institutions in Europe“ ist es, besonders begabte und motivierte Promovenden aus dem In- und Ausland bestmöglich auszubilden und ihnen damit eine Spitzenkarriere in Wissenschaft, Wirtschaft oder Verwaltung zu ermöglichen. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Ausbildung steht dabei die Analyse der Institutionen des Arbeitsmarktes aus interdisziplinärer, wirtschaftswissenschaftlicher und rechtwissenschaftlicher, sowie international vergleichender Perspektive. Mittels strukturierter Begleitung des Promotionsvorhabens soll eine „Förderkultur“ entwickelt werden, die die Stipendiaten möglichst rasch in die Lage versetzt, wissenschaftlich fundierte interdisziplinäre Ergebnisse zu erarbeiten. Eine kooperative Gruppenstruktur, innerhalb derer die Promovierenden agieren und forschen, soll die Interdisziplinarität und die daraus erwachsenden komplementären Ergebnisse zusätzlich verstärken und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gruppe stärken.


Tags: Forschung und Lehre, Dissemination und Community Building in den DH / Wissensaustausch