Das TCDH bei der DHd2024 in Passau
DHd2024 #Quo Vadis DH?
Datum:
26.02.2024 bis 01.03.2024Kategorie(n):
TagungKontakt:
Dr. Joëlle WeisWeitere Infos:
Webseite der KonferenzMittlerweile ist es zehn Jahre her, dass sich die Vertreter:innen des Verbands der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum zum ersten Mal zur nunmehr jährlich an unterschiedlichen Orten in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland stattfindenden Konferenz in Passau versammelt haben. Die DHd2024 bietet nach einer Dekade nun die Gelegenheit, eine Bestandsaufnahme durchzuführen und Zukunftsperspektiven innerhalb der Disziplin zu entfalten. Nicht nur die Community ist in den letzten zehn Jahren stetig angewachsen, auch die Forschungsfelder und die Einsatzgebiete der digitalen Geisteswissenschaften haben sich verändert und weiterentwickelt. Digitale Arbeitsweisen und Methoden sind im Forschungsalltag und in allen Bereichen des Lebens angekommen; Digitalisierung ist Teil des öffentlichen Diskurses geworden, man denke etwa an Künstliche Intelligenz oder Big Data. Die DH stehen daher seit jeher vor der Aufgabe, diesen Prozess zu begleiten und entscheidend mitzutragen, insbesondere auch um Deutungsangebote sowie Hilfestellung zu formulieren.
Auch das TCDH beteiligt sich wieder mit einigen Beiträgen an der Konferenz:
Ariadne Baresch hält mit Kolleginnen und Kollegen einen Workshop zu „Videoanalyse mit der Plattform TIB-AV-A. Grundlagen, Schnittstellen, Zukunftsperspektiven".
Das Interesse der DH-Community an Film- und Videoanalysen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Videos sind typischerweise multimodal und Analysen auf Basis manueller Annotationen nehmen viel Zeit in Anspruch. Deshalb sind Informatik-Methoden der Mustererkennung zur (semi-)automatischen Auswertung der verschiedenen Modalitäten von hoher Bedeutung, da sie Forscher:innen aus den Digital Humanities Informationen über die interne Dynamik einzelner Videos oder ganzer Korpora liefern können. Allerdings schreiten die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und dem Teilgebiet des maschinellen Lernens schnell voran und die Implementierung aktueller Methoden erfordert umfassendes technisches Verständnis und viele Rechenressourcen. Abhilfe schafft die webbasierte Plattform “TIB AV-Analytics” (TIB-AV-A), die einen niederschwelligen Zugang zur systematischen Film- und Videoanalyse anbietet. Ziel des Workshops ist, in TIB-AV-A einzuführen, Hands-on-Erfahrung zu vermitteln, Datenimport und -export vorzustellen und darüber hinaus aktiv an einer Community für TIB-AV-A zu arbeiten. Deshalb kooperieren die Entwickler:innen von TIB-AV-A auch mit der DHd AG Film & Video.
Einen weiteren Workshop betreuen Vivien Wolter und Kolleg:innen zum Thema „Microblogging mit Mastodon: Fediverse, Fedihum und Co. in den Digital Humanities – ein Praxisworkshop".
Wer auf der Suche nach wissenschaftlicher Online-Kommunikation, Vernetzung und Austausch ist, muss sich dafür nicht mehr in die Hände der mächtigen kommerziellen Social-Media-Plattformen begeben. Das Fediverse stellt dafür eine dezentrale und auf freier Software und offenen Schnittstellen beruhende Alternative dar. Doch wie sollten die ersten (und zweiten) Schritte im Fediverse aussehen? Wo findet man Digital Humanists und Digital Humanities-Themen? Gibt es Tools für das automatisierte Posten à la autoChirp auch für Mastodon? Der halbtägige Workshop widmet sich diesen Fragen aus praktischer Sicht. Der Fokus liegt auf Erkundung, Erprobung und Diskussion von Potenzialen des Microblogging-Dienstes Mastodon für DH-Forschende für Wissenschaftskommunikation, Community-Building und Lehre. Neben der DHd-Mastodon-Instanz Fedihum wird der neue Service für das automatisierte Posten von Tröts autodone vorgestellt und in Praxisübungen Schritt für Schritt zum Einsatz gebracht.
Damir Padieu, Student der Digital Humanities an der Universität Trier und ehemaliger Mitarbeiter am TCDH, sitzt auf dem Podium des Panels „Zwischen Mehrsprachigkeit und Ressourcenlücke: Quo Vadis “Kleine Fächer” in den deutschsprachigen Digital Humanities?".
Sogenannte ‘Kleine Fächer’, wie auch auf Regionen des Globalen Südens bzw. andere Länder der Welt spezialisierte Forschende in allen Disziplinen, sind im Rahmen ihrer digitalen Forschung immer wieder mit Herausforderungen bei Ressourcen, Tools und Infrastrukturen konfrontiert. Diese beziehen sich z.B. auf die Verfügbarkeit von Daten und Metadaten in verschiedenen Sprachen, insbesondere in nichtlateinischen Schriften, die Verwendbarkeit von Tools wie auch die allgemeine Förderung zum Datenkorpora-Aufbau. Das Panel nimmt sich dieser Themen an und diskutiert anhand von User Stories der Panelist:innen aus der Arabistik, Computerlinguistik, Religionswissenschaft, Romanistik, Sinologie und Ukrainistik sowohl allgemeine Fragen zu Ungleichheiten in Infrastrukturen zu verschiedenen Schriften und Sprachen, als auch zu konkreten Beispielen die Auswirkungen dieser Ressourcenlücken in den DH. Abschließend sollen Zukunftsperspektiven für die Stärkung multilingual ausgerichteter DH in den sogenannten Kleinen Fächern und darüber hinaus formuliert werden.
Weiter werden Poster von Prof. Dr. Christof Schöch und Dr. Joëlle Weis präsentiert.
Christof Schöch stellt sein Poster zu „Curation and Analysis of 'XVIIIe siècle: Bibliographie'" vor.
This contribution describes the curation and analysis of "XVIIIe: Bibliographie", published by Benoît Melançon in regular installments since 1992. The bibliography is focused on scholarly publications about the (French) Eighteenth century. In 2023, Melançon published a complete set of references for the years 1992-2022, containing about 64.400 entries. The tabular format provided by Melançon was first transformed into BibTeX for publication on Zotero, where the bibliography can now be consulted. The data was also exported to Zotero RDF for analysis. So far, analyses have been performed concerning the publication types, languages, themes and co-authorship patterns that can be observed in the bibliography. The poster aims to showcase this unique resource, provide insight into strategies for the curation and modeling of bibliographic data, and highlight some of the findings about the publication habits of the research community whose work is documented by the bibliography. Further information: https://christofs.github.io/BIB18/.
Joëlle Weis und Kolleg:innen präsentieren ihr Poster zu „Die Memoiren der Gräfin Schwerin (1684-1732). Zur digitalen Edition eines einzigartigen Selbstzeugnisses."
In den 1720er-Jahren schrieb die Gräfin Luise Charlotte von Schwerin ihre Lebenserinnerungen nieder. Diese berichten in großem Detail von ihrem Leben und ihrem Übertritt vom reformierten zum katholischen Glauben im Jahr 1719 in Wien und geben einen für diese Zeit einzigartigen Einblick in die Lebenswelt einer Frau, die daraufhin aus Preußen verstoßen wurde und sich eine neue Existenz aufbauen musste. In ihren Memoiren zeichnet sie ein außergewöhnlich präzises Bild von Handlungsspielräumen und Netzwerken von Frauen im frühen 18. Jahrhundert. Im Rahmen eines vom FWF finanzierten Forschungsprojekts wird eine digitale Edition entstehen, die den Text in französischer Sprache und deutscher Übersetzung für die Forschung zugänglich macht und durch Hintergrundinformationen erschließt. Das Poster wird insbesondere auf die angewandten Methoden und erste Ergebnisse des Projekts eingehen sowie das Datenmodell vorstellen, mit besonderem Fokus auf soziale Beziehungen.