Shakespeare-Übersetzungen neu edieren?

In Dresden beginnt die Tagung „Die Shakespeare-Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und des Tieck-Kreises: Kontext – Geschichte – Edition“

09.06.2022 | Allgemein, Events, Wissenschaftlicher Austausch

Vom 13.06.2022 bis 16.06.2022 findet in Dresden die Tagung „Die Shakespeare-Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und des Tieck-Kreises. Kontext – Geschichte – Edition“ in Zusammenarbeit mit der Kommission für die Edition von Texten seit dem 18. Jahrhundert in der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden statt. Das TCDH ist Mitorganisator, darüber hinaus wird sich das Team mit unterschiedlichen Vorträgen einbringen.
William Shakespeare Statue

Mitte Juni 2022 begrüßen die drei Organisator:innen Dr. Claudia Bamberg (Universität Trier, TCDH, Geschäftsführung und Forschungsberechsleitung „Digitale Edition und Lexikographie“), Prof. Dr. Christa Jansohn (Universität Bamberg, Lehrstuhl für Britische Kultur) und Dr. Stefan Knödler (Universität Tübingen, Akademischer Rat am Deutschen Seminar) das Fachpublikum und Interessierte zur Tagung zu den romantischen Shakespeare-Übersetzungen in Dresden. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit der Kommission für die Edition von Texten seit dem 18. Jahrhundert in der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition sowie mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) statt.

Im Zentrum der Tagung steht die wissenschaftliche Debatte um die Shakespeare-Übertragungen von August Wilhelm Schlegel und des Kreises um Ludwig Tieck – als ‚Schlegel/Tieck‘ kanonisiert –, die erstmals vollständig zwischen 1825 und 1833 erschienen. Neben Johann Heinrich Voß’ Übersetzung der homerischen Epen gilt der ‚Schlegel/Tieck‘ heute als eines der bedeutenden Werke der deutschen Literatur und lässt sich im Buchhandel wie im Theater von neueren Übertragungen wie jenen von Erich Fried (ab 1962) oder Frank Günther (1995–2020) nur schwer verdrängen. Trotz der über 200 Jahre hinweg ununterbrochenen Popularität fehlt bis heute eine historisch-kritische Edition, ja überhaupt eine Ausgabe, die der komplizierten Entstehungs- und Publikationsgeschichte des ‚Schlegel/Tieck‘ nur ansatzweise Rechnung tragen würde. Auch die Rezeptionsgeschichte ist kaum aufgearbeitet und findet in der germanistischen wie in der anglistischen Forschung wenig Berücksichtigung. Diese Forschungslücken möchte die international besetzte Tagung kritisch beleuchten und zugleich auf weitere Forschungsaufgaben hinweisen.


Die Konferenz möchte folglich eine Neubewertung dieser Übersetzungen, mit denen Shakespeare zum dritten deutschen ‚Klassiker‘ avancierte, vornehmen und nach den Kontexten sowie nach den Anforderungen an eine künftige Edition fragen: Diskutiert werden sollen u.a. ihre Bedeutung innerhalb
des frühromantischen Programms sowie der literaturpolitischen Debatten um 1800 und das seinerzeit bahnbrechende Konzept einer ‚poetischen‘ Shakespeare-Übersetzung. Dabei werden die Unterschiede in den Verfahren A.W. Schlegels und des Tieck-Kreises herausgearbeitet und es wird gezeigt, warum diese Übersetzungen voneinander zu trennen sind. Darüber hinaus soll die Rezeptions- und Druckgeschichte kritisch beleuchtet werden. Schließlich wird es um die Frage gehen, wie die Texte heute am sinnvollsten historisch-kritisch ediert werden könnten, welche philologischen Anforderungen zu beachten sind und welche digitalen Verfahren bei einer solchen dringend notwendigen Edition zum Einsatz kommen müssen.

Prof. Claudine Moulin wird über Blitze von Luʃtigkeit, wackrer Krieger und Liebsgetändel. Lexikalische Kreativität an der Schnittstelle der romantischen Sprachtheorie und „poetischen“ Übersetzung in A.W. Schlegels Hamlet-Manuskript“ sprechen, Dr. Claudia Bamberg und Dr. Thomas Burch präsentieren ein erstes digitales Editionskonzept in ihrem Vortrag Hamlet – digital ediert.

Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Sonderheft von „editio“ erscheinen.

Wer möchte, kann digital zuhören, Zugangsdaten nach kurzer Mail an: Dr. Claudia Bamberg.

 

Bildnachweise: William Shakespeare Statue, August Wilhelm Schlegel (1767–1845) Porträt. Öl auf Leinwand von Adolf Hohneck (1810–1879), um 1830. 67,5 × 58 cm. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Foto: Regine Richter SLUB Dresden und https://de.wikisource.org/wiki/Datei:August_Wilhelm_von_Schlegel.png, Ludwig Tieck (1773–1853) www.shakespearealbum.de (April 2014, ed. Christa Jansohn in Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur, Theatersammlung der Universität Köln, und der Shakespeare Library, University of Birmingham), http://www.shakespearealbum.de/biographien/ludwig-tieck.html, Dorothea Tieck (1799–1841) Porträt mit faksimiliertem Sinnspruch und Unterschrift. Lithographie von Franz Seraph Hanfstaengl (1804–1877) nach Zeichnung, 1838, von Auguste von Buttlar (gest. 1857). Bl. 34 × 27,5 cm. Berlin, Sammlung Archiv für Kunst und Geschichte. Bildnummer: AKG286503 Kollektion: akg-images, https://www.akg-images.de/archive/-2UMDHUK6I9YM.html, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von Baudissin (1789–1878) www.shakespearealbum.de (April 2014, ed. Christa Jansohn in Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur, Theatersammlung der Universität Köln, und der Shakespeare Library, University of Birmingham).


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