„Blitze von Luʃtigkeit, wackrer Krieger und Liebsgetändel“.

Lexikalische Kreativität an der Schnittstelle der romantischen Sprachtheorie und „poetischen“ Übersetzung in A.W. Schlegels „Hamlet“-Manuskript

Tagung Die Shakespeare-Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und des Tieck-Kreises: Kontext – Geschichte – Edition

Datum:

15.06.2022

Ort:

in Dresden

9.00 – 10.30 Uhr

Kategorie(n):

Tagung
Vortrag von Claudine Moulin im Rahmen der Tagung „Die Shakespeare-Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und des Tieck-Kreises: Kontext – Geschichte – Edition“.

Der Beitrag versucht einen sprachhistorischen Einblick in A.W. Schlegels Arbeitswerkstatt, indem er die Dynamiken der Entstehung der Hamlet-Übersetzung ausgehend vom Manuskript Msc.Dresd.e.90,XXII,1 der SLUB Dresden (u.a. den darin enthaltenen Änderungen, Durch streichungen, Ergänzungen, Überschreibungen und Einschüben) in den Fokus rückt und auf der Hintergrundfolie der Sprach- und Übersetzungstheorie der Romantik analysiert. Den literatur- historischen Wert des Manuskripts betont Latifi (2019: 412) unter Verweis auf Gebhardt (1970; vgl. Bernays 1872): „Die vorab entstandenen Übersetzungsentwürfe hat Schlegel in einem zweiten Schritt innerhalb einer separaten, der hier edierten Handschrift zusammengeführt. In diesem Manuskript findet das statt, was man als Poetisierungsprozess der vorher rein stofflich angelegten Übersetzungsversuche bezeichnen könnte, mit anderen Worten: die eigentliche ‚sprachschöpferische Transformation‘“. An diesem Manuskript entwickelt Schlegel seine poetisch-romantische Übersetzungstheorie und schenkt bei aller Originaltreue der Wiedergabe und dem Erhalt des poetisch-geistigen Gehalts der Ausgangssprache in der Zielsprache eine besondere Aufmerksamkeit (Bamberg 2019: 425). Was die Schaffung dieser romantischen Poesie, die sprachliche Kreativität oder eben die „sprachschöpferische Transformation“ linguistisch für die Sprache insgesamt und die Übersetzungssprache im Einzelnen bedeutet und in welchem Verhältnis sie zu den zentralen Konzepten der romantischen Sprachtheorie (Volk, Kultur, Nation, Sprache als organisches Ganzes und Produkt intellektuellen Handelns, Sprache in ihrer kognitiven und emphatischen Funktion, Variation, vgl. Bär 1999, 2000, 2002, 2003; Gardt 1999: 245–251) stehen, ist m.W. noch weitestgehend unerforscht und soll im geplanten Beitrag zumindest ansatzweise aus theoretischer und methodischer Perspektive angegangen werden. Die Tatsache, dass es sich bei dieser Quelle um die dichterische Sprachform handelt, bei der die Kriterien der Regelhaftigkeit und Konventionalität den sprachspielerischen Ausdrucksformen weichen und bereits in der barocken Sprachreflexion gewünscht und bewusst angestrebt werden, erlaubt uns die Zuspitzung des Vortragsthemas auf die Rolle der lexikalischen (und semantischen) Kreativität während der historischen Prozesse der Spracharbeit (Hundt 2000; Moulin 2000) sowie den Anschluss an ältere sprachpflegerische Diskurse (Moulin 2018, 2019; Filatkina/Moulin 2018; Filatkina 2018).


Schlagworte: 18th century, Bibliotheken, Archive, Veranstaltung von projektbezogenen Workshops und Tagungen