Hamlet – digital ediert
Vortrag im Rahmen der Tagung „Die Shakespeare-Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und des Tieck-Kreises: Kontext – Geschichte – Edition“
Datum:
16.06.2022Ort:
in Dresden
11.30 Uhr – 13.00 Uhr
Kategorie(n):
TagungKontakt:
Dr. Claudia BambergClaudia Bamberg (Trier) und Thomas Burch (Trier):
Hamlet – digital ediert
Die Shakespeare-Übersetzungen August Wilhelm Schlegels und des Tieck-Kreises liegen bis heute nicht in einer historisch-kritischen bzw. genetischen Edition vor. Das bedeutet, dass bis lang nur die Erstdrucke eine zuverlässige Textgrundlage bieten können. Anders gesagt: Sieht man einmal von Peter Gebhardts gründlicher Studie zu A.W. Schlegels Übersetzungsverfahren am Beispiel des Hamlet (Göttingen 1970) ab, mangelt es an einer umfassenden philologischen Aufarbeitung des „romantischen“ Shakespeare bis heute. So wäre es dringend nötig, die zu Schlegels und Tiecks Lebzeiten erschienenen Drucke zu vergleichen und in einer text- genetischen Darstellung zu erfassen. Dies ist allein schon deshalb dringend notwendig, weil die Erstausgabe (1797–1810) von Schlegel allein veranstaltet wurde und dieser den späteren Über- tragungen des Tieck-Kreises kritisch gegenüberstand – einen „Schlegel/Tieck“ hat es de facto nie gegeben. Darüber hinaus müssten die englischen Originaltexte, die die einzelnen Überset zerInnen zu Rate gezogen haben, in die Edition mit einbezogen werden. Der Beitrag wird anhand einer Szene aus dem Hamlet Möglichkeiten einer digitalen Edition präsentieren und damit an einem Beispiel zeigen, wie eine genetische Edition dieser Über- setzungen aussehen kann: Welche Parameter müssen dabei berücksichtigt werden? Und wie lässt sich die Dynamik der Textgenese am besten darstellen? Welchen Mehrwert kann die digi- tale Edition gegenüber einer analogen bieten und wo liegen die Herausforderungen? Welche Aufschlüsse über die jeweiligen Übersetzungsverfahren kann eine solche Edition geben? Zu diesem Zweck werden nicht nur die Hamlet-Übersetzungen von Schlegel und dem Tieck-Kreis zu deren Lebzeiten (1798–1844) sowie das in der SLUB Dresden verwahrte Hamlet- Manuskript berücksichtigt, sondern auch die englische(n) Vorlagen, auf die Schlegel und der Tieck-Kreis beim Übersetzen zurückgegriffen haben. Für die Beispielpräsentation werden die am Trier Center for Digital Humanities entstandene und von zahlreichen Editionsprojekten genutzte virtuelle Forschungsumgebung „Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem“ FuD, das zur Erstellung von Transkriptionen und zur Erfassung textgene- tischer Merkmale entwickelte Werkzeug Transcribo sowie eine zum automatischen Vergleich von Textfassungen konzipierte Kollationierungsumgebung zum Einsatz kommen.