Handschrift aus dem Stadtarchiv Köln ist jetzt als digitale Edition verfügbar

„Dat Nuwe Boych“

25.05.2012 | Allgemein, Projektnews

Eine digitale Edition, die von einem Projektteam unter der Leitung von Monika Hanauska, M.A. und Dr. Natalia Filatkina an der Universität Trier entwickelt wurde, macht den Text unter www.neuesbuch.uni-trier.de jetzt zumindest virtuell wieder zugänglich.
datnuweBoych

Als im März 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln (HAStK) einstürzte, wurden fast 90% der dort lagernden Bestände verschüttet. Darunter auch die einzig überlieferte Handschrift des „Nuwen Boychs“ aus dem 14. Jahrhundert. Zwar konnte sie inzwischen geborgen werden, aufgrund der Restaurierung ist sie jedoch derzeit nicht einsehbar. Eine digitale Edition, die von einem Projektteam unter der Leitung von Monika Hanauska, M.A. und Dr. Natalia Filatkina an der Universität Trier entwickelt wurde, macht den Text unter www.neuesbuch.uni-trier.de jetzt zumindest virtuell wieder zugänglich.

Inhaltlich dreht sich das „Neue Buch“, das zwischen 1396 und 1399 vom Kölner Stadtschreiber Gerlach vom Hauwe verfasst wurde, um eine ganze Reihe von Verfehlungen und Vergehen, die sich das Patriziat der Stadt Köln im besagten Zeitraum zuschulden kommen ließ und die der Verfasser nutzt, um die mangelnde Regierungsverantwortung anzuprangern. Auf dieses interessante Zeitzeugnis war Hanauska während der Arbeit an ihrer Dissertation gestoßen und hielt es für unbedingt veröffentlichenswert. Umso mehr, nachdem klar wurde, dass das Original durch den Archiveinsturz für längere Zeit nicht zugänglich sein würde. Dank einer Anschubfinanzierung des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier, der fachkundigen Unterstützung des Trier Center for Digital Humanities sowie des unbedingten Interesses des Stadtarchivs Köln, die Handschrift wieder zugänglich zu machen, konnte das Vorhaben umgesetzt werden.

Die digitale Neuedition ist zwar bereits die dritte Ausgabe des „Nuwen Boychs“, die beiden Vorgängerausgaben aus dem 19. Jahrhundert geben jedoch nicht den vollständigen Text wieder und arbeiten nicht wirklich handschriftengetreu. Im Gegensatz dazu bietet die Online-Edition eine seiten- und zeilengenaue Transkription sowie eine diplomatische Umschrift, die eng an das Aussehen des Originals geknüpft ist, und bezieht neben dem eigentlichen Text auch die in der Handschrift enthaltenen Paratexte wie etwa Marginaleintragungen, Glossierungen oder Urkundenabschriften ein. Das zusätzliche Personenregister hilft bei der inhaltlichen Erschließung. Erstellt wurden die Transkriptionen auf Grundlage eines Mikrofilmes des HAStK sowie eines Digitalisats des Hill Museum and Manuscript Library, Collegeville. Wo die Reproduktion nicht weiterhalf, musste Hanauska auf die alten Ausgaben zurückgreifen. Einige Zweifelsfälle werden sich jedoch erst klären lassen, sobald die Restaurierungsarbeiten am Original abgeschlossen sind und dieses erstmals in Augenschein genommen werden kann.


Tags: Handschriften, Bibliotheken, Archive, medieval period