Geisteswissenschaften auf dem Weg in die elektronische Zukunft
Kooperation vereinbart
02.07.2009 | Allgemein
Doch wie kann man diese Grundlagenwerke sinnvoll digitalisieren? Welche Standards gilt es dabei einzuhalten? Welche Vorteile der Vernetzung und Recherche bietet etwa das Internet? Wie kann man neuen Nutzergewohnheiten Rechnung tragen? Solche Fragen der langfristigen digitalen Archivierung, aber auch zur nachträglichen Digitalisierung von Primärquellen und Publikationen sowie der digitalen Konzeption und Vernetzung aktueller Forschungsprojekte wollen beide Institutionen gemeinsam beantworten. Im Beisein von Doris Ahnen, Staatsministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur in Rheinland-Pfalz, haben daher Vertreter der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und des Kompetenzzentrums für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier am 2. Juli 2009 in Mainz eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet.
„Ich freue mich, dass hier eine bewährte Zusammenarbeit intensiviert und ausgebaut wird. Die Geisteswissenschaften in Rheinland-Pfalz zeigen damit einmal mehr, dass hier gerne und fruchtbar kooperiert wird“, betonte Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur. „Dieser Rahmenvertrag ist ein weiterer Baustein rheinland-pfälzischer Forschungspolitik, die auch zum Ziel hat, universitäre und außeruniversitäre Kompetenzen zu bündeln, um damit sichtbarere Strukturen zu schaffen“, so die Ministerin weiter.
„Diese Kooperation wird uns gemeinsam an die Spitze der digitalen Bewegung führen“, sagte Prof. Dr. Günter Stock, Präsident der Akademienunion vor Pressevertretern in Mainz. Auch Universitätspräsident Schwenkmezger freute sich über die Zusammenarbeit: „Dieses Abkommen bestätigt die hohe Leistungsfähigkeit des Trierer Kompetenzzentrums von Prof. Dr. Claudine Moulin und ihrem Team.“
Das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier hat sich seit vielen Jahren eine hervorragende Reputation auf dem Gebiet erarbeitet und ist daher bevorzugter Kooperationspartner der Akademienunion. Dank der bisherigen Zusammenarbeit sind einige Akademieprojekte führend, wenn es darum geht, ihre Forschungsergebnisse digital zu veröffentlichen, intelligente Recherchemöglichkeiten und Verknüpfungen zu schaffen und so für Experten und interessierte Laien leichter handhabbar zu machen. Musste ein Germanist etwa auf der Suche nach der Bedeutung von „dämonisch“ in Goethes Faust oder einem mittelhochdeutschen Wort aus dem Nibelungenlied bislang in vier bis fünf Büchern nachschlagen, so geben ihm heute die miteinander vernetzten Wörterbücher wie das Goethe-Wörterbuch, das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm oder die mittelhochdeutschen Wörterbücher unter http://www.woerterbuchnetz.de schnell und unkompliziert Auskunft. Wörterbücher und Editionen werden außerdem sukzessive mit ihren Quellen und digitalen Textarchiven verknüpft und erhalten so eine neue Qualität. Digitale Redaktionssysteme ermöglichen die Zusammenarbeit von Arbeitsstellen an unterschiedlichen Orten und vor allem die Datenausgabe in Buchform und als Internetpublikation.
Elf Jahre nach seiner Gründung ist das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier fest in der digitalen Forschungslandschaft verankert. Es ist führend bei der digitalen Speicherung und Aufbereitung kulturellen Wissens (eHumanities = enhanced humanities) und auf nationaler und internationaler Ebene ein gefragter Kooperationspartner. Die deutschen Wissenschaftsakademien gehörten von Anfang an zu den Partnern; die Zusammenarbeit wurde in bisher mehr als 30 gemeinsamen Projekten fortlaufend intensiviert. Beispiele sind unter anderem das Goethe-Wörterbuch, das Handwörterbuch der antiken Sklaverei und das Reallexikon für Antike und Christentum. Das Kompetenzzentrum entwickelt für diese Projekte Standards und Werkzeuge für das elektronische Arbeiten und Publizieren und bietet ihnen umfangreiche Serviceleistungen für die Erarbeitung, Präsentation und Speicherung elektronischer Arbeitsergebnisse.
Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von acht Wissenschaftsakademien, die sich zur Umsetzung gemeinsamer Interessen zusammengeschlossen haben. Unter dem Dach der Union sind mehr als 1600 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedenster Fachrichtungen vereint, die zu den national und international herausragenden Vertretern ihrer Disziplinen gehören. Die Union koordiniert das „Akademienprogramm“, das eines der größten und bedeutendsten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland darstellt. Sie fördert die Kommunikation zwischen den Akademien, betreibt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und organisiert Veranstaltungen über aktuelle Probleme der Wissenschaft. Die Akademienunion kommuniziert mit Wissenschaftsorganisationen des In- und Auslandes und entsendet Vertreter in nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen.