Forschungsgeschichten: Auf den Spuren des Seidenstickers Hans Plock

Auf nach Wittenberg

19.01.2021 | Projektnews

Einen Monat lang nutzte Carolin Geib, wissenschaftliche Mitarbeiterin am TCDH die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg (RFB) zum Forschungsaufenthalt.
Plock Bibel

Martin Luther, Biblia, Band I, Wittenberg: Hans Lufft 1541 (Bibel des Seidenstickers Hans Plock; Stadtmuseum Berlin, Inventar XIII 387)

Einen Monat lang nutzte die Germanistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am TCDH - Carolin Geib die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg (RFB), um im Gesamtbestand von ca. 220.000 Bänden Zusammenhänge und Material zum Projektvorhaben „Digitalisierung der Bibel des Seidenstickers Hans Plock“ zu ergründen und die Ergebnisse für ihre Promotion zu nutzen.

Carolin Geib forscht seit August 2018 an der zweibändigen, bei Hans Luft in Wittenberg gedruckten und nachträglich von Plock annotierten Bibelausgabe aus dem Jahr 1541. Dieses Prachtexemplar gewährt durch Plocks handschriftliche Kommentare zu zeitgenössischen Ereignissen mit Zitaten Luthers sowie etlichen eingeklebten Bildelementen einen einmaligen Einblick in die Epoche der Reformation aus ganz persönlicher Sicht.

Neben der Arbeit an Plocks Lutherbibel selbst ist die Sichtung relevanter Sekundärliteratur, die eine Einordnung von Hans Plocks Bibel in das reformatorische und künstlerische Umfeld ermöglicht, besonders bedeutsam. Daher boten die Quellenbestände und Sekundärliteratur der RFB für Carolin Geib eine gute Gelegenheit, ihre Recherche rund um die Kultur und Geschichte der Reformation zu vertiefen.

Ferner befindet sich in Wittenberg ein Altbestand von ca. 100.000 Titeln mit dem Schwerpunkt auf Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter auch ein Sammelband mit reformatorischen Flugschriften, der sich im Besitz Hans Plocks befand. Durch die Sichtung dieses ebenfalls annotierten Sammelbandes konnte Carolin Geib die Analyse der sprachhistorisch wertvollen Annotationen Plocks intensivieren und Vergleiche zur Lutherbibel vorantreiben.

Ebenso wie Plocks Lutherbibel – wenn auch bei weitem nicht so reichlich annotiert – zeigt der Sammelband die Präsentationsmöglichkeiten jener Zeit. Gutenberg hatte mit seiner Einführung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern die mediale Kommunikation in Europa gerade revolutioniert, insofern konnte die Innovation des Drucks genutzt und gleichzeitig die Tradition der spätmittelalterlichen Handschriftenkultur gepflegt werden. Faszinierend für die Wissenschaftlerin ist ebenso die Erforschung von Plocks Büchern als Gesamtkomplexe, die vielerlei Informationen zur Geschichte der Buchexemplare transportieren. Im Rahmen ihrer Forschungen in Wittenberg verfasste Carolin Geib einen Beitrag zur Ergründung der Buchgeschichte des Sammelbandes aus sprachhistorischer Sicht, der im Jahrbuch der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek erscheinen wird.

Ansprechpartnerin: Carolin Geib


Tags: Wissenschaftliche Nachwuchsförderung (Graduierten- und Stipendienprogramme), Forschung und Lehre, Born Digital