Vortrag von Petra Maisak (Bad Homburg) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Digitale Perspektiven“, SoSe 2022
Kunst und Krieg – Traumata und Überlebensstrategien. Zur ästhetischen Reflexion der Gewalt im Werk des Heilbronner Künstlers Walter Maisak
Datum:
12.05.2022Ort:
Donnerstags, 18-20 Uhr c.t., digital via Zoom
Link: https://uni-trier.zoom.us/j/85154523515?pwd=VG9SYWZzY2Vlc21YNkRtRU9yWldtUT09
Kategorie(n):
VeranstaltungKontakt:
Dr. Claudia BambergWeitere Infos:
Wikipedia Eintrag zu Walter Maisak (1912-2002)Im Fokus dieses Kolloquiumsabends steht das Thema „Kunst und Krieg – Traumata und Überlebensstrategien. Zur ästhetischen Reflexion der Gewalt im Werk des Heilbronner Künstlers Walter Maisak“. Mit ihrem Vortrag stellt die Kunsthistorikerin Petra Maisak (Bad Homburg) einen Teilaspekt des geplanten Projekts „Walter Maisak (1912–2002): Figurative Kunst im 20. Jahrhundert. Eine digitale Neuentdeckung“ vor. Das Projekt versucht, mit digitalen Erschließungsmethoden einen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis zu leisten.
Bilder des Kriegs und seiner Folgen gehören zu den Leitmotiven der Kunst, die immer wieder neue, verstörende Aktualität gewinnen. Seit Jacques Callot und Francisco de Goya setzen Künstler sich in expressiven Graphik-Serien mit den Schrecken des Kriegs auseinander; in der Moderne loten Künstler wie Otto Dix und Pablo Picasso die ästhetischen Möglichkeiten aus. Immer liegen starke biographische Erlebnisse zugrunde, die ihr Echo in aufrüttelnden Bildern finden.
Ohne sich mit seinen Vorgängern messen zu wollen, reflektiert Walter Maisak in einem Werkblock von figurativen Gemälden und Grafiken seine eigenen traumatischen Grenzerfahrungen – Kriegswaise im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg mit der Wehrmacht an der Ostfront, anschließend sowjetische Kriegsgefangenschaft in Kasachstan. Im Zentrum stehen die „Erlebten Visionen“ (1950–1953), ein Zyklus von Kohlezeichnungen, dessen paradoxer Titel auf die Verschränkung von persönlichem Erleben und sinnbildhafter Form verweist.
Aufgabenstellung dieses Beitrags ist es zu zeigen, wie ein wenig bekannter Künstler im 20. Jahrhundert auf die Schrecken des Krieges reagiert und welche Bildsprache er – im Widerspruch zum Zeitgeist der Abstraktion – zur Darstellung und Aufarbeitung der Ereignisse entwickelt. Der historische Hintergrund zweier Weltkriege soll ebenso zur Sprache kommen wie der biographische Hintergrund. Dabei stellt sich die Frage, wie die ästhetische Reflexion von Gewalt in der gegenwärtigen Medienlandschaft zu verorten ist. Schließlich ist zu überlegen, wie das Werk Maisaks auf einer digitalen Plattform präsentiert werden könnte: Wie lässt sich die signifikante Verschränkung von Werk, Biografie und Zeitgeschichte mit den Mitteln eines innovativen UX Designs erfahrbar machen? Dabei werden erstmals die Möglichkeiten der digitalen Museographie mit Blick auf ein singuläres Künstlerarchiv erprobt.