das der acht hab vnd merck auff die virgel / punctẽ vnd vnderschayd / [...]. Mehrdeutigkeiten von Interpunktion in frühneuhochdeutschen Handschriften

Vortrag im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentag zum Rahmenthema „Mehrdeutigkeiten“ an der Universität Paderborn

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Datum:

27.09.2022

Ort:

im H4.242 Universität Paderborn

von 14.00 – 16.00 Uhr

 

Kategorie(n):

Tagung
Panel: „Mach’ doch ’mal ’nen Punkt! Mehrdeutigkeiten von Interpunktion bei der Edition mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Texte“ im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentag zum Rahmenthema „Mehrdeutigkeiten“ an der Universität Paderborn.

Die scheinbare Eindeutigkeit der zumeist an der Syntax orientierten Interpunktion in modernen Texten und modernen Editionen ist nicht deckungsgleich mit derjenigen in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texten, die teils zusätzlich die Prosodie berücksichtigt. Das stellt Editor*innen mitunter vor gewisse Schwierigkeiten. Gelegentlich sind zum Beispiel die Unterschiede zwischen hoch-, mittig- und tiefgesetzten Punkten in einer Handschrift bei einer Edition nicht exakt darstellbar bzw. unterscheidbar oder werden übergangen (so kann etwa ein normaler Punkt in einer Edition einem Hoch- oder Mittelpunkt der Handschrift entsprechen, ein Komma der Edition einem Tiefpunkt oder einer Virgel der Handschrift usw.); häufig werden kaum oder gar nicht interpungierte Texte zur besseren Lesbarkeit in der Edition nach keinesfalls einheitlichen‚ modernen Gepflogenheiten‘ neu interpungiert, wobei Sprechpausen- oder Versmarkierungen des Originals in der Edition gegebenenfalls nicht durch Interpunktion, sondern durch Mittel des Drucksatzes wie Zeilenumbrüche und Einrückungen dargestellt werden. In vielen Fällen suggerieren Editionen eine stärkere Eindeutigkeit und Einheitlichkeit der Interpunktion, als sie im Original vorliegt. Dass beim Edieren manchmal Interpunktionszeichen eher intuitiv nach aktuellem Sprachgefühl hinzugefügt, ersetzt oder getilgt werden, scheint teils auch der Ansicht geschuldet, Interpunktion sei in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften gar nicht systematisch eingesetzt worden. Doch war Interpunktion in Mittelalter und Frühneuzeit mitnichten so willkürlich, wie es das teils sehr heterogene Bild der überlieferten Handschriften zu vermitteln scheint. Die Vorträge des Panels widmen sich der Ein-/Mehrdeutigkeit von Interpunktionszeichen in Texten älterer deutscher Sprachstufen, deren Übertragung in moderne Editionen sowie der Problematik neu entstehender, ursprünglich gegebenenfalls unbeabsichtigter Ein-/Mehrdeutigkeiten. (Zukünftige) Editor*innen sollen dafür sensibilisiert werden, dass der Interpunktion in den Handschriften in der Regel durchaus ein System zugrunde liegt, mit dem bestimmte Ziele verfolgt wurden, die bei Anpassung an ein modernes Interpunktionssystem eventuell nicht mehr erreicht werden können. Gleichzeitig soll nach den Möglichkeiten gefragt werden, einer zu starken Vereindeutigung der Interpunktion in modernen Editionen entgegenzuwirken.

 

  • Dr. Christiane Gante (Saarbrücken), Prof. Dr. Nine Miedema (Saarbrücken): Einführung
  • Prof. Dr. Claudia Wich-Reif (Bonn): Das älteste Satzzeichen ist der Punkt. Interpunktion in althochdeutschen Handschriften ... und ihren Editionen
  • Prof. Dr. Nine Miedema (Saarbrücken), PD Dr. Andrea Schindler (Saarbrücken) unter Beteiligung von Studierenden: Interpunktion im Herzog Ernst (mittelhochdeutsch/frühneuhochdeutsch)
  • Prof. Dr. Claudine Moulin (Trier): das der acht hab vnd merck auff die virgel / punctẽ vnd vnderschayd / [...]. Mehrdeutigkeiten von Interpunktion in frühneuhochdeutschen Handschriften

Schlagworte: Dissemination und Community Building in den DH / Wissensaustausch, Handschriften