Ringvorlesung: Geisteswissenschaften und Informatik im Dialog

Die Sichtbarmachung der Gleichzeitigkeit. Arno Peters’ Synchronoptische Weltgeschichte als generisch digitale Plattform

Dr. Thomas Burch

Datum:

07.02.2022

Ort:

Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Sie können teilnehmen, indem Sie an den jeweiligen Terminen diesem Link folgen: https://uni-trier.zoom.us/j/88434889803?pwd=TDlBUnM5VkUrZWltQzRKYTI0Mm9Kdz09

18.15 – 20 Uhr

Kategorie(n):

Veranstaltung

Kontakt:

Dr. Thomas Burch
Im Beitrag wird einerseits das Prinzip und die Entstehung der Synchronoptischen Weltgeschichte vorgestellt und andererseits gezeigt, wie diese im Rahmen eines Digital Humanities Projekts in eine digitale Publikation überführt wurde. Die daraus entstandene Online-Plattform Herodot bietet ein Autoren- und Redaktionssystem, das speziell dafür entwickelt ist, auf der Basis eines flexiblen Datenmodells komplexe Zeitkarten zu entwerfen. Herodot stellt damit Methoden und Werkzeuge zur zeitlichen, räumlichen und thematischen Einordnung bereit und eröffnet mit seinen Visualisierungsmechanismen die Möglichkeiten, nicht vermutete Querverbindungen zu entdecken.

Für den Historiker und Kartographen Arno Peters war Geschichte als Gesamtheit des vergangenen Geschehens in den Geschichtsbüchern nur bruchteilhaft abgebildet, weshalb er sich an die Aufgabe machte, die Geschichte aller Länder, aller Sachbereiche, aller Gesellschaftsklassen durch die ganze Zeit historischer Überlieferung zurückzuverfolgen, nach einheitlichen globalen Gesichtspunkten auszuwählen und zu einer Gesamtschau der Geschichte zu vereinigen. Neben die europäische Geschichte stellte er gleichrangig die Geschichte der großen asiatischen und afrikanischen Kulturen sowie die Geschichte des vorkolumbischen Amerika. Es ging ihm auch darum, alle Lebensbereiche gleichwertig darzustellen, wodurch die sonst beherrschende Geschichte von Politik und Krieg hinter die der Kunst, der Wissenschaft und der Technik, der Religion, der Philosophie und des Rechts zurücktrat. Auf dieser Grundlage entstand analog zur Landkarte sein Werk der Synchronoptischen Weltgeschichte, womit er gleich im Titel klarmachen wollte, was seine Arbeit von allen bisherigen Geschichtswerken unterscheidet: die Sichtbarmachung des Gleichzeitigen. Um eine systematische Nutzung dieser Zusammenschau historischer Ereignisse zu ermöglichen, wurde schließlich ein Indexband angelegt, in dem über ein entsprechendes Stichwortsystem die Zeitkarteneinträge auf semantischer Ebene erschlossen wurden.
Gerade diese dem Werk eigene vielfältige Vernetzung prädestinierten es für eine Aufbereitung mit modernen hypertextuellen Möglichkeiten. So entstand die Idee, die Synchronoptische Weltgeschichte in digitaler Form aufzubereiten und die heute vorhandenen technischen Möglichkeiten ganz gezielt einzusetzen, Arno Peters‘ Idee also mit modernen Mitteln fortzusetzen und vor allem durch neue Interaktions- und Visualisierungsmechanismen noch besser zugänglich zu machen.


Schlagworte: Dissemination und Community Building in den DH / Wissensaustausch