Internationaler Workshop: Informationsmodifikation und -verlust

Frau Prof. Dr. Claudine Moulin als Mitorganisatorin

Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***

Datum:

06.07.2023 bis 08.07.2023

Ort:

Stiftung LEUCOREA
Collegienstraße 62
06886 Lutherstadt Wittenberg

Kategorie(n):

Workshop

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Der Workshop soll in einem interdisziplinären Zugriff der Frage nach den Gründen von Informationsverlust und -manipulation nachgehen. Manches mag mit Absicht „verloren“ gegangen oder verändert worden sein: Zensur, Zerstörung, inhaltliche oder moralische Bedenken, daneben entsteht zeitlich bedingter Verlust durch Fehler in Übertragung und Weitergabe, auch Beeinträchtigung durch materiellen Zerfall oder durch Katastrophen wie Brände etc.

Für Informationen und unser Wissen bezüglich des Mittelalters sind wir auf gegenständliche, konkrete und abstrakte Zeugnisse angewiesen, dabei sind für die Geisteswissenschaften vor allem die schrifttragenden Quellen bedeutsam. Allerdings sind zuweilen wichtige Quellen und somit Informationen auf dem langen Weg vom Mittelalter bis heute nicht vollständig überliefert. Gerade solche Überlieferungsträger, die Schrift enthalten, erlitten eine nicht immer sorgfältige Behandlung, wodurch Verluste aller Art auftreten konnten. Es ist eine der Aufgaben der Wissenschaft, solche verlorenen Informationen zu rekonstruieren – eine oft unlösbar scheinende Aufgabe. Dazu gehört auch die Frage nach der Echtheit oder Vertrauenswürdigkeit der erhaltenen Informationen. Die Möglichkeiten der Verschriftung und Vervielfältigung, wie sie sich gerade seit dem 16. Jahrhundert darboten, erlaubten eine praktisch beliebige Manipulierbarkeit historischer Quellen.

Folgende Fragen stellen sich u. a.:

Warum wurden bestimmte Texte als bewahrenswert eingeschätzt, andere dagegen nicht? Welche Möglichkeiten gibt es, verlorenes Wissen wiederherzustellen oder Lücken zu schließen und bis zu welchem Grad lässt sich Verlorenes rekonstruieren? Bedeutet ein Mehr an Überlieferung auch ein Mehr an Information? Inwiefern können Bewahrung und Präsentation von (noch) Vorhandenem dabei eine Rolle spielen? Kann mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung ein weiterer Informationsverlust verlangsamt oder ganz verhindert werden? Welche Rolle spielten und spielen Archive und Bibliotheken damals wie heute? Wie wichtig ist die Frage nach einem „Original“?

Der Workshop, dessen Idee thematisch auch in Zusammenarbeit mit dem TriKo entstanden ist, möchte sich an die unterschiedlichsten Disziplinen richten – von der Editionsphilologie, den Literatur- und Sprachwissenschaften bis zur Archäologie und Kunstgeschichte. So lassen sich nicht nur die fachspezifischen Anforderungen an das Problem des Informationsverlustes aufzeigen, sondern auch Möglichkeiten, an welchen Stellen ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten lohnend sein kann.

Veranstalter:innen:

Dr. Jessica Ammer
Geschichte der Deutschen Sprache und Sprachliche Variation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Prof. Dr. Claudine Moulin
Ältere Deutsche Philologie – Historische Linguistik des Deutschen
Universität Trier

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Solms
Universitätsprof. i. R.
Geschichte der deutschen Sprache und älteren deutschen Literatur
Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg