Die Bibliothek des Mittelalters als dynamischer Prozess

Dritte Bibliothekstagung im Rahmen des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums (HKFZ) Trier in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Trier

TCDH Allgemein

Datum:

19.06.2009 bis 20.06.2009

Ort:

Lesesaal der Stadtbibliothek Trier, Weberbach 25

Kategorie(n):

Tagung

Welchen Veränderungen waren mittelalterliche Bibliotheken, aber auch der einzelne Kodex im Laufe der Zeit unterworfen? Waren diese Umgestaltungen beabsichtigt oder ist es eher zufällig dazu gekommen? Wie können moderne Technologien heute dazu beitragen, solche dynamischen Zustände zu rekonstruieren und zu veranschaulichen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der nunmehr 3.

Welchen Veränderungen waren mittelalterliche Bibliotheken, aber auch der einzelne Kodex im Laufe der Zeit unterworfen? Waren diese Umgestaltungen beabsichtigt oder ist es eher zufällig dazu gekommen? Wie können moderne Technologien heute dazu beitragen, solche dynamischen Zustände zu rekonstruieren und zu veranschaulichen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der nunmehr 3. Trierer Bibliotheksworkshop unter dem Titel „Die Bibliothek des Mittelalters als dynamischer Prozess“, der vom Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Trier in Kooperation mit der Stadtbibliothek Trier vom 19. bis zum 20. Juni im Lesesaal der Stadtbibliothek ausgerichtet wird.

Die Veranstaltung ist Teil einer Folge von Bibliothekstagungen, die bereits im Frühjahr 2006 sowie im Herbst 2007 unter der Federführung von Prof. Dr. Claudine Moulin, Professorin für Ältere deutsche Philologie an der Universität Trier und Sprecherin des HKFZ, Prof. Dr. Michael Embach, Leiter der Stadtbibliothek und des Stadtarchivs Trier und stellvertretender Sprecher des HKFZ, und Dr. Andrea Rapp, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren an der Universität Trier, organisiert wurden. Ihr innovativer Beitrag zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken fand nicht nur national, sondern auch international großes Interesse. Die aus den vergangenen Workshops erwachsenen Tagungsbände sind bereits veröffentlicht: Der erste als Band 1 der Reihe „Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften" (Berlin, Akademie-Verlag 2008), der zweite in der Begleitreihe der angesehenen "Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie“ (Juni 2009).

Insbesondere das zugrundeliegende Konzept, ein attraktives Forum für einen nicht rein bibliothekarischen, sondern vielmehr auch fachwissenschaftlich verankerten Austausch zu bibliotheks-, handschriften- und kunstgeschichtlichen Themen zu schaffen, hat auch beim diesjährigen Workshop zur Anmeldung zahlreicher renommierter Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland geführt. Zum Thema des Workshops werden Vertreter aus Harvard, der Exzellenz-Universitäten München und Göttingen, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und andere sprechen.

Die Vorträge aus verschiedenen mediävistischen Disziplinen nehmen die mittelalterlichen Bibliotheksbestände unter dem Gesichtspunkt ihrer genetischen Variabilität in den Blick, denn ebenso wie dies auf heutige Sammlungen zutrifft, waren Bibliotheken des Mittelalters ständigen Veränderungen unterworfen. Auch wenn Raum und Gesamthorizont einer Bibliothek stabil blieben, kam es doch zu permanenten internen Veränderungen. Diese Veränderungen waren zum Teil Folge intentionaler Prozesse, zum Teil Auswirkungen allgemeingeschichtlicher Abläufe. Sie betrafen das Hinzukommen von Beständen durch planmäßige Profilschärfung, ferner Bestandsabgänge durch Aussonderung, Abgabe oder Vernichtung sowie schließlich Schenkungen und Käufe. Was für den Gesamthorizont einer Bibliothek im Ganzen gilt, trifft analog für den einzelnen Kodex zu: Auch hier lassen sich vielfältige Eingriffe belegen, die im Laufe der Jahrhunderte zu Veränderungen in Aussehen, Form und Inhalt einer Handschrift geführt haben.

Weitergehende Fragen, die im Rahmen des Workshops aufgeworfen, vielleicht auch beantwortet, zumindest aber diskutiert werden sollen, führen in den Bereich einer historisch-funktionalen Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken und ihrer Bestände: An welchen Kriterien lässt sich der Funktionswert einer mittelalterlichen Bibliothek bemessen? Welchen Einfluss hatten Bibliothek, Skriptorium und Trägerinstitution auf die Ausrichtung der Bestände? Wieviel Unabhängigkeit bewahrten die Bibliotheken im Spannungsfeld von organisatorischer Pflicht, funktionaler Orientierung und geistiger Repräsentation?

Das wissenschaftlich hochrangige Programm schließt am ersten Tag mit einem öffentlichen Festvortrag von Professor Jeffrey F. Hamburger, einem der bedeutendsten US-amerikanischen Kunsthistoriker und Mediävisten, der an der Harvard University lehrt, zum Thema "The Hand of God and the Hand of the Scribe: Craft and Collaboration in the Scriptorium of Arnstein Abbey" (Beginn 18.30 Uhr im Lesesaal der Stadtbibliothek).

Tagungsort: Lesesaal der Stadtbibliothek Trier, Weberbach 25


Schlagworte: Handschriften, virtuelle Rekonstruktion von dislozierten Beständen, Wissenschaftskommunikation und Wissenstransfer, Forschung und Lehre