Neue Version des Software-Systems „Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem“ (FuD)

Der Sonderforschungsbereich „Fremdheit und Armut“ entwickelt eine virtuelle Forschungsplattform

11.06.2008 | Allgemein, Projektnews

Der Sonderforschungsbereich 600 und das „Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften“ haben Ende Mai eine neue Version des Software-Systems „Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem“ (FuD) zur Verfügung gestellt. Mit dieser integrierten Forschungsplattform für die Geisteswissenschaften werden neue Wege des EDV-gestützten wissenschaftlichen Arbeitens beschritten.
Im FuD-System stehen Werkzeuge für sachsystematische und historisch-semantische Untersuchungen zur Verfügung. Die Abbildung zeigt die Benutzeroberfläche für eine Wortfeldanalyse.

Seit 2004 entwickeln Fachwissenschaftler und Informatiker zukunftsweisende EDV-Lösungen für die Geisteswissenschaften, die sowohl dem individuellen als auch dem kooperativen wissenschaftlichen Arbeiten eine neue Qualität der Effektivität und Güte verleihen. Zur Organisation der Zusammenarbeit im Forschungsverbund wird eine netzbasierte integrierte Forschungsumgebung konzipiert und implementiert, die die Geisteswissenschaftler mittels modernster EDV-Technik von der Inventarisierung, über die Analyse und Auswertung ihrer Materialien bis hin zur Publikation der Forschungsergebnisse unterstützt.

Seit Ende 2005 geben ca. 150 Nutzer ihre digitalen Daten, wie Urkunden, archivalisches Verwaltungsschriftgut, Malereien, Photographien u.v.m., in die Datenbank ein. Bislang sind es über 15.000 Dokumente und es werden täglich mehr. Die virtuelle Forschungsumgebung ermöglicht es den WissenschaftlerInnen, unabhängig von ihren Aufenthaltsorten systematisch und zielgerichtet über das FuD zusammen zu arbeiten. Denn es bietet neben den Komponenten zur Inventarisierung ihrer Forschungsdaten auch Tools zur inhaltlichen und semantischen Tiefenanalyse sowie zur Korpusbildung. Hinzu kommen unterschiedliche Exportmöglichkeiten, die zur Weiterverarbeitung der Daten für Publikationen dienen.

Das differenzierte Daten- und Benutzermanagement schützt die Rechte der Autoren und gewährleistet die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen, z.B. bei personenbezogenen Informationen aus Archivalien. Zugleich ermöglicht das Rechtemanagement einen hohen Grad an Flexibilität bei der Bildung von Arbeitsgruppen und Autorenteams sowie beim Datenaustausch. Aufgrund der webbasierten Client-Server-Architektur, die auf ein relationales Datenbankmanagementsystem zugreift, sind die Daten stets aktuell sowie simultan an allen Arbeitsplätzen gleichermaßen verfügbar, so dass Transparenz für alle Beteiligten gewährleistet ist. Darüber hinaus dient diese Form der Erfassung von Daten und Auswertungen auch der langfristigen Sicherung gehobener Schätze wie geleisteter Forschungsarbeit, auf die andere Forscher wiederum zugreifen können. Deshalb werden die Daten in plattformunabhängiger XML-Struktur vorgehalten.

Das FuD-System kann auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Forschungsverbundes angepasst werden. So setzen zwei Projekte der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur das EDV-System ein. Das Projekt „Corpus der Quellen zur mittelalterlichen Geschichte der Juden im Reichsgebiet“ nutzt seit Anfang 2007 das System zur Katalogisierung mittelalterlicher Urkunden und anderer Textquellen, die zum Teil in hebräischer Sprache überliefert sind. Das Projekt „Forschungen zur antiken Sklaverei“ baut seit Sommer 2007 eine Bilddatenbank mit der Software auf.

Zur Vervollständigung des FuD-Systems ist eine Redaktions- und Publikationskomponente für print- und online-Veröffentlichungen in Vorbereitung. Außerdem wird ein Archivserver zur langfristigeren Sicherung und Bereitstellung der Primär- und Forschungsdaten aufgebaut. Von der virtuellen Forschungsplattform profitieren auf diese Weise zukünftige Forschungsvorhaben, die auf den stets wachsenden Fundus an Forschungsdaten rund um das Thema „Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart“ zugreifen können.

 


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