Der „Digitale Peters“: Die größte Weltkarte der Zeit gibt es nun auf DVD

Neue Recherche- und Vernetzungsfunktionen ergänzt

24.08.2010 | Allgemein, Projektnews

In Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Fachgelehrten schuf Arno Peters (1916-2002) ein zweibändiges Tafelwerk im Atlasformat: die Synchronoptische Weltgeschichte, in der erstmals die großen Linien und Zusammenhänge der Weltgeschichte durch ein neues Darstellungsverfahren vor Augen geführt wurden. In einer etwa dreijährigen Kooperation zwischen Büro-W (Wiesbaden) und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier wurde die Buchausgabe zum „Digitalen Peters“ auf DVD-ROM weiterentwickelt.
Interaktive Zeitkarte im Digitalen Peters, jedes Ereignis und jede Lebenslinie einer Person ist mehrfach mit den weiteren Modulen vernetzt.

In Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Fachgelehrten schuf Arno Peters (1916-2002) ein zweibändiges Tafelwerk im Atlasformat: die Synchronoptische Weltgeschichte, in der erstmals die großen Linien und Zusammenhänge der Weltgeschichte durch ein neues Darstellungsverfahren vor Augen geführt wurden. In einer etwa dreijährigen Kooperation zwischen Büro-W (Wiesbaden) und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier wurde die Buchausgabe zum „Digitalen Peters" auf DVD-ROM weiterentwickelt.

Um Geschichte zu verstehen, muss man sie sehen. Aus diesem Grund schuf Arno Peters (1916-2002´) in Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Fachgelehrten ein zweibändiges Tafelwerk im Atlasformat: die Synchronoptische Weltgeschichte, in der erstmals die großen Linien und Zusammenhänge der Weltgeschichte durch ein neues Darstellungsverfahren vor Augen geführt wurden. Dabei war Peters besonders wichtig, die Gleichzeitigkeit und die Abfolge von Geschichtsereignissen sichtbar zu machen. Und zwar aller Länder der Erde, aller Gesellschaftsklassen, aller Sachbereiche. Ablesbar für jedes einzelne Jahr, vom Beginn der Geschichtsschreibung und der Mensch-heitsgeschichte bis zum Internet heute. Geleitet wurde er von der Vorstellung, dass "menschliche Unzulänglichkeit und Nachlässigkeit, aber auch Schönfärberei und Täuschungsabsicht, unser historisch-geographisches Weltbild verfälscht." Peters suchte, und fand eine neue Art der Geschichtsschreibung: Analog zur Landkarte entwickelte er die Zeitkarte: Parallel zueinander und farbkodiert laufen Ereignisse aus Wirtschaft, Geistesleben, Religion, aus Kriegen und Revolutionen ab. Man sieht die Struktur der Zeit, so wie man mit einer Landkarte auf einen Blick die Strukturen von Ländern und Kontinenten erfasst. Die buchtechnisch kompliziert hergestellte und für damalige Verhältnisse sehr teuere Erstausgabe der Synchronoptischen Weltgeschichte (1952) fand 250.000 begeisterte Leser, Lizenzen in 43 Länder folgten. Doch stieß Peters, der mit seinem Werk die engen Grenzen der traditionellen regionalen Geschichtsschreibung aufheben wollte, schließlich an die Grenzen des gedruckten Buches.

Daher wurde nun in einer etwa dreijährigen Kooperation zwischen Büro-W (Wiesbaden) und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier die Buchausgabe zum Digitalen Peters auf DVD-ROM weiterentwickelt, durch neue Recherche- und Vernetzungsfunktionen ergänzt und zusammen mit der originalen Peters-Kartei elektronisch publiziert. Damit ist „Der Digitale Peters" die Fortsetzung des berühmten Buches mit modernen Mitteln. Leichter als je zuvor kann jetzt jedes Thema der Weltgeschichte erschlossen werden. Auf den Zeitkarten lassen sich in der bewährten synchronoptischen Darstellung Einzeljahre zu Zyklen gruppieren, unterschiedliche Ereignistypen (Krieg und Revolutionen, Gesellschaftsordnung, Geistesleben, Wirtschaft und Technik) zusammenfassen, weltgeschichtliche Großereignisse und die Lebenszeit von historischen Gestalten in über 1.100 synchronoptischen Tafeln unter die Lupe nehmen. Jedes Ereignis und jede Persönlichkeit lässt sich mit all seinen Verbindungen aufrufen. Wie eng und auf welche Weise andere Daten an ein Ereignis geknüpft sind wird auf einen Blick sichtbar. Mit der Recherchefunktion kann überdies der gesamte Datenbestand systematisch durchforstet werden. Dank einer semantischen Verknüpfung werden bei Recherchen zudem immer auch verwandte Aspekte aufgefächert, die in angrenzenden Stichworten dieses 9.000 Wörter umfassenden Vokabulars thematisiert werden. Hinzu tritt das Handwerkszeug, mit dem über hundert Menschen mehrere Jahrzehnte an der Erstausgabe gearbeitet haben: eine riesige Kartei mit etwa 45.000 Din-A6-Karten, prall gefüllt mit historischer Information.

In Zusammenarbeit mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin wurde die gesamte Kartei digitalisiert und jahresweise mit den Datensätzen im „Digitalen Peters“ verknüpft, so dass man nun in etwa 60.000 chronologisch geordneten Scans blättern und nach den Quellen suchen kann, aus denen Peters geschöpft hat. Die seit März 2010 elektronisch vorliegende Version der Synchronoptischen Weltgeschichte hat das große Potenzial, aktuell zu bleiben und ergänzt zu werden, denn die Geschichte hört ja nicht mit dem 20. Jahrhundert auf. Eine Erweiterung des „Digitalen Peters“ ist bereits in Planung. Neben einer Öffnung des Systems zur persönlichen Konfiguration des Datenbestandes soll es durch eine geographische Komponente ergänzt werden, um sowohl zeitliche als auch räumliche Nähe visualisieren zu können.

Kontakt:

Dr. Thomas Burch
Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften Universität Trier
Fachbereich II/Germanistik
Universitätsring 15
54286 Trier
Tel. 0651/2013364; E-Mail: burch [at] uni-trier.de (burch[at]uni-trier[dot]de)


Tags: Forschung und Lehre, digitale Technologien und Werkzeuge, 20th century