Wissenschaftlicher Workshop: Digitalisierung, Vernetzung, Nachnutzung – Aufgaben und Potentiale der niederdeutschen Dialektlexikografie

Datum:

30.11.2023 bis 01.12.2023

Ort:

Universität Rostock
Konrad-Zuse-Haus
Albert-Einstein-Straße 22
18059 Rostock

Veranstaltungsbeginn ist 9.30 Uhr

Für die Teilnahme werden keine Gebühren erhoben. Eine Übernahme an Fahrt- Unterbringungs- und Verpflegungskosten ist leider nicht möglich.

Anfragen für weitere Informationen sind an folgende Adresse zu richten:

Prof. Dr. Andreas Bieberstedt
Universität Rostock
Institut für Germanistik
Kröpeliner Str. 57
18055 Rostock
andreas.bieberstedt [at] uni-rostock.de (andreas[dot]bieberstedt[at]uni-rostock[dot]de)
+493814982550

Kategorie(n):

Workshop

Kontakt:

Dr. Thomas Burch
Vom 30.11. bis 01.12 2023 findet an der Universität Rostock ein wissenschaftlicher Workshop zu Fragen der Digitalisierung, Vernetzung und Nachnutzung großlandschaftlicher Dialektwörterbücher, speziell des Niederdeutschenstatt. Wir möchten Sie hiermit herzlich zur Teilnahme an dieser Veranstaltung einladen.

Der Workshop richtet sich an Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen der Lexikografie, Regionalsprachenforschung, Niederdeutschen Philologie, Korpuslinguistik, Digital Humanities, Ethnografie, Datenverarbeitung und Informatik, aber auch aus verwandten Disziplinen, die sich im weiteren Sinne mit der Digitalisierung, Vernetzung, Auswertung und Präsentation lexikografischer und ähnlicher linguistischer Korpora beschäftigen bzw. in deren Verantwortungsbereich laufende oder abgeschlossene Wörterbuchprojekte liegen. 

Der Workshop findet im Rahmen des aktuell von den Universitäten Rostock und Trier durchgeführten DFG-Projektes „Wossidlo-Teuchert online". Publikation des Mecklenburgischen Wörterbuchs im Trierer Wörterbuchnetz und korpusbasierte bidirektionale Verknüpfung mit der digitalen Forschungsumgebung „WossiDiA“ statt. Er ist zum einen als wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch gedacht. Zum andern soll er Möglichkeiten, Bedarfe und Kooperationsszenarien in Hinsicht auf die Digitalisierung und Vernetzung weiterer (niederdeutscher) Dialektwörterbücher ausloten. Diskutiert werden sollen drittens innovative Zugriffe auf das im Wörterbuch und Archiv vorliegende, linguistisch relevante Material. 

Letztendlich soll der Workshop potentielle Kooperationspartner sowie Beraterinnen und Berater für ein zukünftiges digitales Netzwerk großlandschaftlicher Wörterbücher des Niederdeutschen und angrenzender Sprachräume zusammenbringen, dessen Realisierung derzeit von den Universitäten Rostock und Trier vorangetrieben wird. Mit einem solchen Verbund würde erstmalig ein Gesamtüberblick über den niederdeutschen Wortschatz in seiner diatopischen Ausdifferenzierung eröffnet werden. Zugleich würde zum ersten Mal einer der drei Dialektgroßräume des Deutschen (Niederdeutsch, Mitteldeutsch, Oberdeutsch) in seiner Gesamtheit in digitaler Form lexikalisch dokumentiert und präsentiert werden. Im Sinne der modernen Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung soll sich ein solches Netzwerk jedoch nicht allein auf den niederdeutschen Dialektraum bzw. den niederdeutschen Wortschatz beschränken, sondern auch sprachliche Übergangsräume und Kontaktzonen in den Blick nehmen. Für solche Szenarien bietet das Trierer Wörterbuchnetz hervorragende Voraussetzungen.

Thematische Schwerpunkte und Fragestellungen
Der Workshop verfolgt drei thematische Schwerpunkte:

1. Verfahren und Möglichkeiten der Digitalisierung von Dialektwörterbüchern und ihren Korpora 

  • Zustandsbeschreibung: Welche abgeschlossenen und laufenden Projekte zur Digitalisierung (niederdeutscher) Dialektwörterbücher und ihrer Archive / Korpora gibt es? Auf welcher strukturellen und datentechnischen Basis bauen analoge und digitale Wörterbücher und deren Archive sowie aktuelle Digitalisierungsvorhaben auf?
  • Bedarfskonturierung: Welche Wörterbücher bzw. Wörterbucharchive planen bzw. wünschen eine Digitalisierung und in welcher Form? Welche (organisatorischen, rechtlichen, datentechnischen) Voraussetzungen dafür bestehen, werden geschaffen oder müssten geklärt werden? Welche Formen der Kooperation sind zur Realisierung potentieller Digitalisierungsprojekte notwendig und gewünscht?

2. Vernetzungsszenarien

  • zwischen Wörterbüchern
    • Wie lassen sich durch arbeits- und datentechnische Standardisierung digitale Insellösungen vermeiden? (Stichworte Anschlussfähigkeit und Nachhaltigkeit)
    • Wie sieht ein potentielles Vernetzungsszenario großlandschaftlicher Dialektwörterbücher des niederdeutschen Raumes und angrenzender Sprachräume im Rahmen des Trierer Wörterbuchnetzes aus? An welche Erfahrungen anderer Verbundnetze kann man ggf. anknüpfen?
  • zwischen Wörterbuch und Korpus (Wörterbucharchiv, literarische Quellen etc.)
    • Wie können Wörterbücher und ihre jeweiligen Korpora durch eine digitale Vernetzung zu linguistischen und kulturwissenschaftlichen Informationssystemen bzw. Forschungsumgebungen ausgebaut werden? Welche Bedarfe bzw. Wünsche bestehen, welche Voraussetzungen sind vorhanden bzw. müssten geschaffen werden (insbesondere mit Blick auf die niederdeutschen Dialektwörterbücher), an welche Erfahrungen kann angeknüpft werden, welche Kooperationsszenarien sind denkbar? 
  • zwischen Wörterbuch und anderen Präsentationsformen (Atlanten, Wortkarten, Forschungsumgebungen etc.)
    • Welche Vernetzungsmöglichkeiten und -szenarien zwischen digitalem Wörterbuch und weiteren Präsentationsformen und Forschungsumgebungen sind denkbar und sinnvoll? Wie kann eine Anschlussfähigkeit an weitere laufende oder geplante digitale Projekte (im Sinne eines Datenaustausches bzw. einer Datenvernetzung) hergestellt werden? Auf welche Erfahrungen in dieser Hinsicht kann zurückgegriffen werden?

3. Möglichkeiten der Nutzung von Wörterbüchern und Archiven als linguistische Korpora

  • Inwieweit stellen Wörterbücher und ihre Archive ein Datenkorpus dar, das auch linguistische Analysen erlaubt, und können als linguistische Informationssysteme fungieren?
  • Welche linguistischen Potentiale (Stöckle 2021, S. 37) bieten Wörterbucharchive, wo liegen ihre Grenzen? Welche Auswertungsszenarien sind denkbar und produktiv? Welche Erfahrungen bestehen in dieser Hinsicht?
  • Welche inhaltlichen, strukturellen und methodischen Herausforderungen sind mit der linguistischen Analyse dieser Korpora verbunden?
  • Welche Erhebungs- und Auswertungsverfahren (data mining) sind vorhanden, können übernommen oder müssen entwickelt werden? Welche Erfahrungen auf diesem Gebiet können aus anderen Fachdisziplinen produktiv gemacht werden?

Format

Der Workshop findet als zweitägige Präsenzveranstaltung an der Universität Rostock statt. Die analoge Form der Veranstaltung ist deren Workshopcharakter geschuldet. Der Workshop ist primär als Diskussionsplattform gedacht, um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und potentielle Kooperationsmöglichkeiten, Vernetzungsszenarien und Synergieeffekte auszuleuchten. Bei Bedarf können Teilnehmende allerdings zu bestimmten Veranstaltungsphasen digital zugeschaltet werden. Der Workshop wird mit einem Vortrag zu Digitalisierungs- und Vernetzungsszenarien aus Rostocker Sicht eröffnet. Wünschenswert sind Impulsreferate zu Stand und Perspektiven eigener Wörterbuch- bzw. Digitalisierungsprojekte sowie zu den oben skizzierten thematischen Schwerpunkten. Diese leitenden Fragestellungen werden jeweils in moderierten Diskussionsrunden erörtert. Der Workshop schließt mit einer Abschlussdiskussion, die idealerweise ein Szenario und eine Roadmap für einen digitalen Verbund großlandschaftlicher Wörterbücher des niederdeutschen Raumes und angrenzender Sprachräume entwirft. Ein solches Szenario sollte zugleich Anschlussmöglichkeiten an weitere Plattformen und Präsentationsformen vorsehen.

Organisatoren

Organisatoren des Workshops sind von Seiten der Universität Rostock die Professur für Niederdeutsche Sprache und Literatur, die Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde am Institut für Germanistik, der Lehrstuhl für Datenbank- und Informationssysteme sowie die Universitätsbibliothek. Von Seiten der Universität Trier zeichnet das Kompetenzzentrum –Trier Center for Digital Humanities für die Veranstaltung verantwortlich. Gemeinsamer Rahmen ist das aktuell von den Rostocker und Trierer Kolleginnen und Kollegen kooperativ durchgeführte DFG-Projekt „Wossidlo-Teuchert online“


Schlagworte: Dissemination und Community Building in den DH / Wissensaustausch