Vortrag von Dr. Joëlle Weis und Kolleg:innen: „Tout Vienne me riait“. Familiäre und höfische Beziehungen in den Memoiren der Gräfin Luise Charlotte von Schwerin (1684−1732)

Im Rahmen des Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch

Antoine Pesne, Gräfin Luise Charlotte von Schwerin, Öl auf Leinwand, um 1713 (Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut).

Datum:

17.05.2023

Ort:

Universität Wien, Institut für Geschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30

Zoom: https://univienna.zoom.us/j/64067888319?pwd=My9wY0tRYmorcmxHQTh2azErV1g2dz09

18.30 s.t. – 20.00 Uhr

Kategorie(n):

Veranstaltung

Kontakt:

Dr. Joëlle Weis
Joëlle Weis, Selina Galka, Ines Peper, Chiara Petrolini und Michael Pölzl sind Historiker:innen und Mitarbeiter:innen am präsentierten Projekt.

Nach einer Kindheit in den Niederlanden heiratete die Gräfin Luise Charlotte von Schwerin in den preußischen Hofadel ein und begleitete 1716 ihren Ehemann als preußischen Gesandten nach Wien; hier trat sie vom reformierten zum katholischen Glauben über und verbrachte in der Folge den Rest ihres Lebens im Exil in Breslau/Wrocław, Köln und Wien. Ihre in den 1720er-Jahren verfassten Lebenserinnerungen sind in zwei, passagenweise voneinander abweichenden Abschriften in französischer Sprache überliefert; insbesondere aus dem Raum der Habsburgermonarchie sind aus dieser Zeit keine vergleichbaren Selbstzeugnisse von Frauen erhalten.

Im Rahmen eines vom FWF finanzierten und am Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraums der ÖAW sowie am Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz angesiedelten Forschungsprojekts entsteht eine moderne digitale Edition, die den Text unter anderem durch eine synoptische Lesefassung der beiden Überlieferungen, eine deutsche Übersetzung und digitale Auswertungswerkzeuge wie Topic Modelling und Netzwerkvisualisierung erschließt. Diese Funktionen werden gleichzeitig die inhaltliche Forschung des Projekts unterstützen. In deren Zentrum steht, ausgehend von dem von Claudia Ulbrich und Gabriele Jancke entwickelten Ansatz, autobiographisches Schreiben konsequent als soziales Handeln aufzufassen, das Beziehungsnetzwerk der Gräfin in Wien und Breslau. Daraus ergeben sich unter anderem Fragen nach den kommunikativen Strategien und dem intendierten Publikum der Memoiren sowie dem Gebrauch, den Zeitgenossen von dieser ungewöhnlichen Lebensgeschichte machten.
 


Schlagworte: Hybridedition, 18th century, Netzwerkanalyse, Handschriften, Textsammlungen