Arthur Schnitzler digital veröffentlicht „Flucht in die Finsternis”

Neues Werk online

27.10.2025 | Allgemein, Projektnews

Arthur Schnitzlers Werke und die Geschichte ihrer Entstehung für Öffentlichkeit und Forschung digital zu erschließen, ist das Ziel, das Wissenschaftler*innen der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Online-Portal „Arthur Schnitzler digital. Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931)“ gemeinsam mit internationalen Partnern verfolgen. Nun haben sie der Plattform ein neues Werk hinzugefügt.
„Flucht in die Finsternis”

Im Blickpunkt der unmittelbar vor dem Tod des Autors veröffentlichten Novelle „Flucht in die Finsternis” (1931) stehen das Psychogramm einer Figur, die den eigenen Weg in den Wahnsinn vergeblich zu verhindern versucht, und die am Beispiel der Geschichte ihres Scheiterns entwickelte Frage, wo genau die Verantwortung für das eigene Handeln endet und der Übergang von ‚Normalität‘ zu geistiger Krankheit beginnt.

Das reichhaltig überlieferte Nachlassmaterial der über einen Zeitraum von rund 27 Jahren hinweg entstandenen Novelle umfasst mehr als 30 Dokumente und knapp 1.000 Seiten. Die im Rahmen der Wuppertaler Edition jetzt erstmals im Detail erarbeitete Rekonstruktion der Textgenese macht anschaulich nachvollziehbar, wie sehr der Autor um sein Werk gerungen hat. Deutlich werden eine mäandernde Bewegung durch unterschiedliche Motive und Stoffe sowie verschiedene Figuren- und Handlungskonstellationen. Außerdem zeigt sich, dass die Novelle im Wesentlichen schon viele Jahre vor ihrer Publikation vollendet wurde und insofern zu Unrecht als ‚Spätwerk‘ Schnitzlers gilt.

Einige der überlieferten Werkniederschriften von Flucht in die Finsternis sind in ihrer Komplexität auch im Fall des nicht selten über Jahrzehnte an seinen Texten arbeitenden Autors Schnitzlers beispiellos. Für ihre Dokumentation wurden im Rahmen der Edition eigens neue Funktionalitäten etwa zum Zwecke der Anzeige eingelegter und an verschiedenen Stellen des Textes wiederverwendeter Blätter implementiert. Eine interaktive und mit unpublizierten Quellen zur Entstehungsgeschichte angereicherte Timeline informiert weiterhin über die verschiedenen Phasen von Schnitzlers Arbeit an seinem Werk. Ein nach dem Bucherstdruck konstituierter und auch Druckvarianten ausweisender ‚Lesetext‘ liefert außerdem einen gesicherten und zitierbaren Text der Novelle, ein Sachkommentar bietet Informationen zu dessen besserem Verständnis.

Eine Neuerung der gesamten digitalen Edition stellt die direkte Verlinkung auf die digitale Edition seiner Tagebücher dar, die seit einigen Jahren am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage in Wien erarbeitet wird (https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at) und die inzwischen ein unverzichtbares Instrument der Schnitzlerforschung ist.

Mehr Hintergrund zum Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt Arthur Schnitzler digital. Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931) wird von Wissenschaftler*innen an der Bergischen Universität Wuppertal, der University of Cambridge und dem University College London in Kooperation mit der Cambridge University Library, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, dem Arthur-Schnitzler-Archiv-Freiburg sowie mit dem Trier Center for Digital Humanities durchgeführt. Das deutsche, Anfang 2012 gegründete und als Forschungsvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste im Rahmen des Akademienprogramms geförderte Teilprojekt bearbeitet die Werke ab 1914.


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