„Luthers zwei Erfurter Trostbriefe aus dem Jahr 1532. Zur sprach- und literaturwissenschaftlichen Konstruktion von Resonanz.”

Vortrag von Prof. Dr. Claudine Moulin im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt

Professorin Moulin

Datum:

20.02.2025

Ort:

Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt

Augustinerstraße 10
99084 Erfurt

Bibliothekssaal
19 Uhr

Kategorie(n):

Veranstaltung
Im Zentrum des Vortrages am 20. Februar 2025 stehen zwei in der Augustinerbibliothek aufbewahrte eigenhändige Trostbriefe von Martin Luther an das Ehepaar von Stockhausen aus dem Jahr 1532.

Die Schreiben werden in ihrem historisch-theologischen, rhetorischen, linguistischen und literaturwissenschaftlichen sowie ihrem weiteren überlieferungsgeschichtlichen Kontext betrachtet. Dabei wird insbesondere die Frage erörtert, wie Luther beide Dokumente durch eine gezielte, auf sprachliche Mitteln basierende Konstruktion von Resonanz als Trostbriefe zum „Sprechen“, und folglich auch zum „Wirken“ bringt.

Die Überzeugungskraft der Briefe entsteht nicht nur aus den unterschiedlichen Strategien, die Luther wählt, indem er den beiden Empfängern separat in verschiedenen „Tonlagen“ schreibt. Auch die Thematik der Schreiben wird vielschichtig in zeitgenössischen Diskursen eingebettet und ist heute nach wie vor aktuell, nämlich wie der Stadthauptmann Jonas von Stockhausen seine depressive Stimmung überwinden und davon abgehalten werden kann, Selbstmord zu begehen. Luthers – zum Teil recht pragmatische – Vorschläge bilden dabei Resonanzräume über fast fünfhundert Jahre hinweg in die gegenwärtige Zeit. Ferner haben beide Trostbriefe zeitnah einen vom privaten Dokument in die Öffentlichkeit vollzogen, indem sie zum Teil bereits zu Luthers Lebzeiten zunächst in anonymer Form, dann mit Klarnamen der Empfänger gedruckt wurden. Auch dieser medialer Wandel und Wege zu dessen digitaler Erschließung werden im Vortrag thematisiert werden.

Es wird die Möglichkeit bestehen, vor Ort die beiden Lutherbriefe im Original einzusehen.