Jüdische Personendaten des 15.–16. Jahrhunderts

Jüdische Geschichte ist in der Zeit des Übergangs von Mittelalter und Früher Neuzeit von großer Dynamik geprägt. Dies zeigt sich ganz besonders in der großen geographischen Mobilität der jüdischen Akteure zu dieser Zeit sowie in ihren vielfältigen und sich laufend verändernden Beziehungen untereinander und zu den Akteuren der christlichen Umwelt. Um diese Phänomene möglichst präzise und nuanciert in den Blick nehmen zu können, entwickeln wir eine neuartige Herangehensweise an das Sammeln, Strukturieren und Analysieren von Informationen über jüdische Personen. 

Besondere Herausforderungen ergeben sich in diesem Zusammenhang nicht allein durch die Mehrsprachigkeit und geringe Standardisierung der Schreibung von Namen in den historischen Quellen, sondern auch dadurch, dass viele Mitglieder der jüdischen Gemeinden mehrere, ganz unterschiedliche Namen führten. Dadurch können verschiedene Quellen beispielsweise Sakralnamen, Rufnamen oder wechselnde Beinamen verwenden und sich auf die gleiche Person beziehen, ohne dass dies immer unmittelbar erkennbar ist.

Diesen Herausforderungen begegnen wir in Teilprojekt 6 mit mehreren Strategien: Erstens, indem wir zwischen der Namensnennung in einer Quelle und einem Personenprofil unterscheiden. Zweitens, indem wir ein Datenmodell entwickeln, das es erlaubt, zahlreiche relevante Informationen über Personen systematisch zu erheben und miteinander abzugleichen. Und drittens, indem wir allen Teilprojekten der Forschungsgruppe ein Werkzeug an die Hand geben, um ihre Personendaten entsprechend des Datenmodells zu erheben. So können wir die Personendaten aus verschiedenen Teilprojekten zusammenführen, größere Personennetzwerke ermitteln und für neue Erkenntnisse über die jüdischen Akteure im Untersuchungszeitraum nutzen.